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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 226
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mit antisemitischen Parolen — Juden waren von Veranstaltungen prinzipiell
ausgeschlossen — und nationalistischen Tendenzen — am Ende der Veranstaltungen
sang man .Siegreich wollen wir Frankreich schlagen. . .' u. ä. — und
drängten die demokratischen Parteien in die Defensive. Ohne ernsthafte Gegenmaßnahmen
versuchte man die Hitler-Bewegung zu ignorieren. Sie wurde
belächelt, bespöttelt, nicht ernst genommen. Die Unterschätzung der
Aktivitäten24 zeigte erste Auswirkungen im Wahlkampf für die Reichstagswahl
am 14. 9. 1930, dem ersten seit Beginn der Weltwirtschaftskrise. Die Ziele
der NSDAP schienen klar,25 realistische Alternativen wußte die Partei nicht
aufzuzeigen. Man suchte auch jetzt wieder auf anderen Parteiveranstaltungen
eine breitere Wählermasse anzusprechen. Dabei konnte es schon einmal vorkommen
, daß Kreisleiter Rombach über das Ziel hinausschoß und sich lächerlich
machte. So bot er an, „man solle Hitler die Neuordnung des Deutschen
Reiches durchführen lassen. Er sei der Mann dafür. Und wenn er etwas falsch
mache, dann werde man ihn von nationalsozialistischer Seite vor Gericht stellen
und ihn — enthaupten."26

Das Zentrum, die Sozialdemokratie und die beiden liberalen Parteien DVP
und DDP schienen auf diesen Wahlkampf gut vorbereitet zu sein.27 Das Zentrum
war am aktivsten. Mit prominenten Rednern (Wittemann, badischer Innenminister
; Dr. Köhler; August Winkler, Köln) versuchte es, seine Wählerschaft
zu mobilisieren und von einem Umschwenken abzuhalten. Immer wieder
hob man auf das die äußerst heterogene Wähler einigende Band, die
katholische Konfession, ab. Brünings Leistungen und Programm erfuhren als
das schlechthin Beste keine negative Kritik.28

Einen weit schwierigeren Stand hatte die SPD. Vom Zentrum, den Nationalsozialisten
und den Kommunisten in die Zange genommen, klagte sie bald
über die zunehmende Härte im Wahlkampf. Die Sozialdemokratie war die erste
Partei, die Saalschutz anforderte, da man Ausschreitungen befürchtete.
Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als richtig. Bei einer Veranstaltung mit
Remmele war der Saal überfüllt, die Sozialdemokraten dabei offensichtlich in
der Minderheit.29 Die NSDAP probte ihre Störmanöver, eine Diskussion war
nicht mehr möglich. Es gab schließlich „ein radauvolles Ende der Szene, ohne

24 Interview Moßbrugger, 8. 3. 77: „Als katholische Stadt waren wir einer massiven Propaganda
ausgesetzt."

25 vgl. Rombach, S. 62: „ . . . die weithin marxistisch verseuchten . . . Arbeiter und Angestellten
, (die) verelendenden Bauern . . . und (den) vor dem Bankrott stehenden unteren Mittelstand
zu erfassen ..."

26 OZ, 26. 8. 30

27 Die übrigen Parteien fielen im Wahlkampf nicht auf. Über ihre Veranstaltungen liegen nur
spärliche Zeitungsberichte vor.

28 OZ, 25. 7. 30, 5. 9. 30

29 OT, 6. 8. 30, OZ, 6. 8. 30, DAO, 9. 8. 30

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