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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 231
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den Wintermonaten aus öffentlichen Mitteln laufend unterstützt.45 Offen-
burgs Wirtschaft hatte sich mit einiger Verzögerung — bedingt durch die Besatzungszeit
— von den Folgen des I. Weltkriegs rasch erholt.46 Mitte der 20er
Jahre war der Arbeitsmarkt entlastet und erst mit dem Abflauen der Konjunktur
1928 und der sich bemerkbar machenden Weltwirtschaftskrise wurde das
Arbeitsamt Offenburg mit einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosen konfrontiert
.47 Saisonale Schwankungen hätten sich auch in einer Hochkonjunktur
nicht vermeiden lassen, denn die Außenberufe waren damals noch witterungsabhängiger
als heute.48

Die Ausmaße der Arbeitslosigkeit waren verheerend. Bei der Betrachtung der
Grafik wird das wachsende Mißverhältnis zwischen Arbeitslosenunterstützungsempfängern
und Wohlfahrtserwerbslosen deutlich.

Zur Erklärung: Jeder Arbeitssuchende (AS) hatte über 26 Wochen hinweg
Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung bzw. Krisenunterstützung (ab Oktober
1931 nur noch 20 bzw. 16 Wochen), dann wurde er .ausgesteuert', d.h. die
Wohlfahrts- und Fürsorgeämter der Kommunen übernahmen die weitere Versorgung
. Aus Unterstützungsempfängern (UE) wurden Wohlfahrtserwerbslose
(WE).

Mit dem Andauern der Krise nahm nicht nur die Zahl der Arbeitslosen zu,
sondern auch die Zahl der Ausgesteuerten. 1930 brachte die Stadt im Haushalt
einen Voranschlag über 150.000 RM für die ausgesteuerten Arbeitslosen ein.
Notstandsarbeitsprogramme, z. B. Wiesenmeliorationen, Entwässerung des
Stadtwaldes, Korrektur des Waldbaches, brachten nur eine geringfügige Entlastung
des Arbeitslosenmarktes.

Im Oktober 1931 rief man, wie schon 1930, eine Notgemeinschaft ins Leben.
Oberbürgermeister Holler erklärte auf der Gründungsversammlung: „Heute
hat die Fürsorge in Offenburg 800 Fürsorgefälle (darunter fielen auch Armenfürsorge
, Unfallfürsorge etc., der Verf.) zu betreuen. Das sind mit Familien
2.000 Personen, ein Achtel der Bevölkerung."49

Mit dem Aussteuern verschlechterte sich die Situation dieser Arbeitssuchenden
beträchtlich, da die Wohlfahrtserwerbslosen mit einer Unterstützung auskommen
mußten, die kaum über das Existenzminimum hinausreichte. So mel-

45 OZ, 28. 12. 30

46 vgl. Baudendistel, S. 76. Er führte die stabile Lage Mitte der 20er Jahre auf die kleingewerblich
strukturierte und konsumorientierte Industrie zurück.

47 Tabellarische Übersicht (Zahlen und Grafik S. 232 u. 233) angefertigt anhand der Monatsberichte
des Arbeitsamtes, entnommen der OZ und dem OT. Die eine oder andere Lücke ließ
sich nicht mehr schließen.

48 In Offenburg-Bezirk (Zahlen bei Lehmann, S. 78 a-d) brachten die in der Landwirtschaft
zur Zeit der Ernte benötigten Arbeitskräfte größere saisonale Schwankungen mit sich.

49 OZ, 15. 10. 31

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