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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 254
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0256
Die im Hauptstaatsarchiv Stuttgart aufbewahrten Akten, welche zur Erstellung
des Buches gedient hatten, enthalten Hinweise auf die wenigen 1933 noch
in den Landgemeinden verbliebenen Juden und deren Schicksal. Dabei ergibt
sich ein deprimierendes Bild: die meisten von ihnen waren verschleppt worden
und umgekommen, oder sie waren inzwischen verstorben. Immerhin werden
in den Akten die um 1960 gültigen Anschriften der Überlebenden genannt und
teilweise auch die ihrer Nachkommen: die meisten leben heute im Elsaß und
übrigen Frankreich, in der Schweiz, in USA und in Israel.

Unsere Wahl fiel schließlich auf Nonnenweier, nachdem wir durch Vermittlung
einer im Elsaß lebenden jüdischen Familie Kontakt mit einer früheren
Einwohnerin dieses Ortes aufnehmen konnten. Die übrigen Kontakte ergaben
sich dann ohne Schwierigkeiten durch Weiterempfehlung von einer Gewährsperson
zur anderen.

In Nonnenweier selbst, wo heute keine Juden mehr leben, wurde die Ortsbesichtigung
und Befragung christlicher Einwohner4 erst aufgenommen, nachdem
die Aussagen von jüdischer Seite bereits umfangreich genug waren, um
eine Zusammenschau zu erlauben.

Die Gespräche mit den Christen hatten zum Ziel, in einer Konfrontation der
Aussagen mit der „Sicht" der Juden, aufgrund von Übereinstimmung oder
Widerspruch, der sozialen Wirklichkeit näher auf den Leib zu rücken, die es
aus historischen Fakten zu rekonstruieren galt. In der ungekürzten Monographie
werden die beiden Hauptkapitel jeweils zuerst „aus jüdischer Sicht" und
anschließend „aus christlicher Sicht" dargestellt. Ein solches Vorgehen erlaubt
es, die Schilderung durch die Juden zu kommentieren und zu modifizieren
und einer „Harmonisierung"5 zumindest teilweise entgegenzuwirken. Im
Rahmen dieses Auszuges aus der Monographie beschränken wir uns auf die
Schilderung durch die jüdischen Einwohner.

Hiermit sei allen gedankt, die mit Geduld und Sachverstand zum Entstehen
der Monographie beigetragen haben: den früheren Nonnenweierer Juden und
den christlichen Einwohnern allen voraus. Darüber hinaus sind wir zu besonderem
Dank verpflichtet: Dr. Paul Sauer, Hauptstaatsarchiv Baden-
Württemberg, Stuttgart; Hildegard Kattermann, Lahr; Dr. Steven Lowen-
stein, Leo Baeck Institute, New York; und nicht zuletzt dem Initiator dieser
Untersuchung, Prof. Dr. Freddy Raphael, Straßburg, der mit seinem Beispiel
leidenschaftlichen Schaffenseifers dazu beigetragen hat, daß die Arbeit trotz
beträchtlicher Schwierigkeiten zustande kam.

4 Auf die christlichen Gewährsleute wurden wir einerseits von den befragten Juden, andererseits
vom Ortsvorsteher von Nonnenweier hingewiesen.

5 Der Begriff wird von Utz Jeggle, unter Bezug auf Maurice Halbwachs, verwendet und meint
die posthume Nivellierung von Spannungen zwischen verschiedenartigen menschlichen
Gruppen durch die Tätigkeit des „Gedächtnisses einer Gesellschaft". Vgl. Utz Jeggle, Judendörfer
in Württemberg, in: Hermann Bausinger (Hrsg.), Volksleben, Band 23, Tübinger
Vereinigung für Volkskunde, Tübingen 1969, S. 313 ff.

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