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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 289
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für fleißiges Omerzählen zu belohnen". „Man sagte, daß der Koletsch nicht
gerät, wenn man das Omern vergessen hatte."

Nach „Schewues" kamen längere Zeit keine Feiertage, bis Tischoh Be Aw.

3. Tischoh Be Av

Tischoh Be Av ist der Trauer- und Fasttag zum Gedenken an die Zerstörung
des Tempels. In den neun Tagen, welche vorangehen, wurden im Haus nur
milchige Speisen verwendet. Nur wer auf Reisen war, durfte auch Fleisch essen
. Daher das Sprichwort: „In den neun Tagen verreisen die Rabbiner."

Tischoh Be Av, der zehnte Tag, war ein strenger Fasttag, für Männer und
Frauen, an dem auch das Trinken verboten war. Dagegen war das Rauchen erlaubt
. Für Christen, die viel mit Juden zusammenkamen und ihre religiösen
Gebräuche kennenlernten, gab es oft genug Grund zur Verwunderung. So erzählt
man, ein christliches Dienstmädchen soll einmal gesagt haben, sie kenne
sich bei den Juden nicht mehr aus: „Am Schabbes esse se am Tisch und rauche
im Klosett, am Tischov Be Av rauche se im Zimmer und esse im Abort
und am Jörn Kippur esse und rauche se im Klosett." Diese Anekdote, von einer
jüdischen Gewährsperson erzählt, ist vielsagend: das „christliche Dienstmädchen
wird als außenstehende Beobachterin eines kuriosen Verhaltens dargestellt
, „die Juden" kennen offensichtlich allerlei Wege, die religiösen Gebote
und Verbote zu umgehen; das ist bekannt und aufgrund der überspitzten
Darstellungsweise Grund zum Lachen.

4. Rosch Haschanah und Jörn Kippur

Die hohen Feiertage, welche mit Rosch Haschanah beginnen und mit Jörn
Kippur enden, werden auch „Tage der Ehrfurcht" oder „gewaltige Tage" genannt
. Rosch Haschanah ist ohne Bezug zu Geschichte und Natur. Es ist das
Fest der Religion schlechthin. An Rosch Haschanah, dem „Tag der Rechenschaft
", steht jeder einzelne und Israel vor Gott im Gericht.78

Während des ganzen Monat Elul wurde in der Synagoge, bei geöffnetem Tho-
raschrein, das Schofar geblasen. Die Christen nannten es das
„Winterhörnle", weil mit dem Monat Elul der Winter anfängt. In den besonderen
Bet- und Bußtagen, welche Rosch Haschanah vorausgehen, wurden die
männlichen Gemeindemitglieder mitten in der Nacht, noch vor Sonnenaufgang
, zum Gebet in die Synagoge gerufen: der Schammes ging von Haus zu
Haus und weckte die Männer.

78 Vgl. Friedrich Thieberger, a.a.O., S. 145 f.

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