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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 291
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0293
Ob der Brauch, Laubhütten zu bauen, nach 1918 noch weitergeführt wurde,
konnte nicht mit Sicherheit bestätigt werden. In einer Familie soll schon seit
der Zeit der Großeltern keine Laubhütte mehr gebaut worden sein. Die Mutter
der Gewährsperson soll erzählt haben, daß „zur Zeit als sie noch nicht verheiratet
war82, der Familie an Sukkos ein schlimmer Streich gespielt wurde.
Nichtjuden stellten eine Kuh in die Laubhütte und verunreinigten diese somit.
Der Großvater, welcher hinzueilte, soll geschlagen worden sein und soll an
den Folgen davon gestorben sein". Die Laubhütten waren auch andernorts
beliebte Objekte für „Neckereien" von Seiten der Nichtjuden.83 Nach Ansicht
einer anderen Gewährsperson ist es jedoch „wenig wahrscheinlich, daß eine
Kuh in einer Laubhütte Platz gehabt hat: die Hütten waren klein, die Eingangstüre
schmal und der Innenraum durch den Tisch und die Sitzgelegenheiten
ausgefüllt". Was wirklich vorgefallen ist, läßt sich nicht mehr rekonstruieren
.

6. Chanukkah (das Lichterfest)

Chanukkah war ein fröhliches Fest zur Erinnerung an die Mak-
kabäerkämpfe.84 Acht Tage lang wurden jeden Abend die Chanukkah-Lichter
angezündet85, erst in der Synagoge und dann zu Hause: am ersten Tag eines,
am zweiten Tag zwei und so jeden Tag eines mehr bis zum achten Tag. Nach
dem Entzünden der Lichter sangen alle Anwesenden das vorgeschriebene
Lied: „Gott der Menschen Schirm und Hort ..."

Der in der Familie benutzte Chanukkaleuchter war nicht unbedingt aus kostbarem
Material. In einer Familie wurde die Menora selbst hergestellt, der Familienvater
„hat dazu auf ein Holzscheit kleine Kerzen aufgedrückt, die er
sich aus einer schmiegsamen Rolle von dünnen Wachskerzen selbst schnitt".

Solange die Kerzen brannten, ruhte die Arbeit. Nach dem Abendessen vertrieben
sich Erwachsene und Kinder die Zeit mit einem Würfelspiel, dem „Trenderle
". Man spielte um kleine Geldbeträge oder um Nüsse. Oft nahmen Gäste
daran teil.

An Chanukkah bekamen die Kinder von ihren Eltern und von auswärtigen
Verwandten neue Kleider und Schuhe geschenkt.

Ein Höhepunkt des Festes war der Chanukkah-Ball im Saal der Judenwirtschaft
, zu dem auch Gäste aus den umliegenden Gemeinden kamen. Die Kinder
führten an diesem Abend ein Theaterstück auf. Ein jüdischer Einwohner

82 vor 1906

83 vgl. dazu Utz Jeggle a.a.O., S. 264

84 168—165 v. Chr.: Siege der Hasmonäer (Makkabäer) über die Seleukiden.

85 Zur Erinnerung daran, daß die Makkabäer, als sie nach ihren Siegen den Tempel weihen
wollten, nur noch einen einzigen Krug mit geweihtem Öl fanden, gerade genug für einen
Tag. Da geschah ein Lichtwunder: das Öl brannte sieben Tage lang.

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