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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 292
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erinnert sich daran, in einem Stück über die Hasmonäer den Mattitjahu86 gespielt
zu haben.

7. Pur im (Losfest)

Purim87 erinnert an die Rettung der Juden vor dem Mordanschlag Hamans,
durch die Königin Ester. Die Vorgänge sind in der Megilla Ester, der Ester-
Rolle, niedergelegt, die jeweils am Abend und am Morgen von Purim in der
Synagoge verlesen wird. Das Anhören der Ester-Rolle gehört zu den religiösen
Pflichten der Frau. Wenn eine Frau krank war, kam der Kantor zu ihr ins
Haus und las ihr die Megilla vor.

Purim ist ein Fest der Freude und der Nächstenliebe. „Jeder soll an diesem
Tag gut essen", auch die Armen sollen nicht darben. Alkoholgenuß ist an diesem
Fest erlaubt, ja geboten. Es war Brauch, Erbsensuppe mit Rauchfleisch
zu kochen und „Purimküchle"88 zu backen. In manchen Familien gab es
„Hamantaschen".

An die Kinder wurden in der Synagoge Süßigkeiten verteilt. Seinen Verwandten
und Freunden schickte man das Schlachmones89, eßbare Gaben, wie dies in
der Megilla festgelegt ist.90 Den Armen gab man außerdem kleine Geldspenden
. Die Gaben wurden durch die Kinder überbracht, welche an Purim kostümiert
durchs Dorf zogen. Schon wochenlang vorher hatten sie sich auf die
Verkleidung vorbereitet, die meist mit geringen Mitteln, aber viel Phantasie
aus „alten Klamotten" hergestellt wurde. „Ich erinnere mich, daß ich einmal
als Kaminfeger mit Zylinder und kleiner Leiter verkleidet war, meine Schwester
als Rotkäppchen."

Über Ludwig Frank, der zur Generation der Eltern der Gewährsleute zu rechnen
ist, wird berichtet, daß er als Kind mit seiner Cousine verkleidet von Haus
zu Haus ging: „die beiden hatten eine Drehorgel und sangen dazu. Dafür bekamen
sie von den Leuten ein paar Pfennig."

Zum Abschluß des fröhlichen Tages gingen einige Jugendliche zum Purimball
nach Kippenheim. Veranstaltet wurde der Ball vom Kippenheimer Jugendbund
.

86 Mattathias

87 Pur ist das Los, das Haman geworfen hatte, um den Tag der Ausrottung der Juden zu bestimmen
.

88 fettgebackene Küchlein, den „Fasnetküchle" der Christen ähnlich.

89 von hebräisch Mischloach Manot: die als Purimgeschenke einander zugesandten Speisen.
Vgl. Elieser L. Ehrmann, Purim. Ein Quellenheft, in: A. Leschnitzer (Hrsg.), Jüdische Lesehefte
, Nr. 20, Schocken Verlag, Berlin 1937, S. 39, Fußnote 2

90 vgl. ebd., S. 15.

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