Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 308
(PDF, 71 MB)
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dem Kloster St. Blasien, aber auch dem Land Baden und der Geistlichkeit
noch im letzten Jahrhundert Schwierigkeiten machte. Die Hotzen
mieden die Kirche und gingen zum Empfang der Sakramtente in die
benachbarte Schweiz. Sie beriefen sich dabei auf ihre ehemalige
Zugehörigkeit als freie Bauern zur alten Grafschaft Hauenstein. Ihre
Aufstände im 18. Jahrhundert gingen unter dem Begriff der „Salpeterer-
aufstände" in die Geschichte ein. Die Folgen dieser Zustände waren für
die Häuser beklagenswert: sie verwahrlosten; dieser Landstrich wurde
zum Notstandsgebiet. Aber das war einmal. Mit Hilfe der Landesregierung
ist aus dem Hotzenwald eine beliebte Erholungslandschaft geschaffen
worden. Dabei sind die alten, nach unseren Begriffen unwohnlichen
Hotzenhäuser verschwunden.

Das Hotzenhaus. Diese Hausart ist wie alle Schwarzwaldhäuser ein
Einhaus, das Menschen, Tiere und Erntegut unter einem Dach birgt. Ein
quaderförmiger Hauskörper mit vorgelagertem Umgang, dem „Schild",
von 18,50 m Länge und 12,25 m Breite trägt ein strohgedecktes Dach, das
über den Schmalseiten in Vollwalmen endet (Abb. 3). Auf der Rückseite
führt eine Erdrampe durch das „Einfahrtshäusle" in die Tenne, die über
dem Stall im Erdgeschoß liegt. Die Firstlinien des Hauptdaches und des
„Einfahrtshäusles" enden in kegelförmig gestalteten Strohschaubenbüscheln
, auf denen oben kleine Holzkreuze stecken. Zum Erscheinungsbild
dieses Haustyps gehören ferner der Baumhag auf der Südseite, der
gleichlaufend mit der Traufkante des Walmes angepflanzt ist. Er besteht
aus drei Vogelbeerbäumen, die das Haus gegen die Wetterunbilden
schützen. Dieser Baumschutz spielte früher im Brauchtum eine Rolle;
unter ihm schlichtete der Hausvater Streitigkeiten zwischen den
Bewohnern.

Auf der Eingangslangseite sieht der Besucher die „Schildwand", die vom
Kammerfach bis an die Haustür und von hier ab unten ebenfalls in
Mauerwerk und oben in Bohlen aufgeführt ist. In der Schildwand sitzen
auf dieser Seite Fenster, die im Sommer ausgehängt und deren Öffnungen
mit Geranien ausgesetzt werden. Diese geben den an sich unfreundlichen
Häusern eine gewinnende Note. Die Nord- und Westwand des „Schildes"
ist in Stein hochgemauert. Durch die Eingangstür in der östlichen
„Schildwand" gelangt der Besucher zunächst in einen 1,90 m breiten
Gang, den „Schild", der den hölzernen Hausteil auf der Ostseite bis zum
gemauerten Kammerteil umläuft. Auf der Nord- und Westseite des
Hauses erstreckt sich der „Schild" bis an das Hausende. In diesem Teil
steht vor dem Stall der Brunnen mit dem Tränktrog. Dieser Umgang ist
ein charakteristisches Merkmal des Hotzenhauses. Er bildet einen
wirksamen Wetterschutz und ist daher aus dem rauhen Charakter dieser
Landschaft zu verstehen. Durch ihn wird jedoch eine ausreichende
Beleuchtung des Wohn- und Stallteiles mit dem Futtergang sehr

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