Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 356
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tion mit den von Rom eingeführten Neuerungen
jeder Art in einem organischen
Wachstumsprozeß miteinander verschmelzen
konnte. Das Resultat dieser Verschmelzung,
dieser gegenseitigen Durchdringung aufzuzeigen
und auf ihre Auswirkungen in der damaligen
Lebensweise hinzuweisen, ist ein Hauptanliegen
des Duval'schen Buches. Ausgehend
von der gesellschaftlichen Zusammensetzung
der Bevölkerung werden zunächst einmal der
Lebensraum und die Wohnsiedlungen behandelt
. Sehr aufschlußreich ist das anschließende
Kapitel über das Familienleben, also der sozialen
Stellung von Mann, Frau und Kindern, wobei
aber auch Dinge des täglichen Lebens, wie
z. B. Kleidung, Körperpflege und Eßgewohn-
heiten mit berücksichtigt werden. Naturgemäß
ist ein großer Teil des Buches der Beschreibung
der handwerklichen Berufe, der Landwirtschaft
, dem Weinbau und dem Handel gewidmet
, entsprechend ihrer Bedeutung in damaliger
Zeit, aber auch die geistigen Berufe und
das Militärwesen finden ihre gebührende Berücksichtigung
. Ein unter dem Motto „Freizeit
und Vergnügen" stehendes Kapitel beschreibt
die Reisemöglichkeiten mit den zur Verfügung
stehenden Transportmitteln, die Jagd, das
Theater und das Schauspiel. Als Abschluß und
sozusagen zur Abrundung des Gesamtbildes
werden die religiösen Vorstellungen und die
Begräbnissitten in einem gesonderten Kapitel
angesprochen.

Durch die fundierte Art der Darstellung und
die gewissenhafte Ausschöpfung sämtlicher
vorhandener Quellen — seien es archäologische
Befunde oder direkte literarische Überlieferungen
aus der Antike — ist dieses Buch unerläßlich
für die Kenntnis von kultureller und
zivilisatorischer Entwicklung unseres französischen
Nachbarvolkes, aber auch für die Grenzbereiche
unseres eigenen Landes, das ja mannigfaltigen
Einflüssen und Ausstrahlungen von
der anderen Rheinseite her ausgesetzt war (und
noch ist). Darüber hinaus ist die vorliegende
Veröffentlichung aber auch eine wahre Fundgrube
für Einzelheiten aus dem gallo-
römischen Alltagsleben, und zwar nicht allein
für den Fachmann, sondern auch für den interessierten
Laien; denn es ist nicht nur in wissenschaftlicher
Hinsicht hieb- und stichfest, sondern
auch elegant und fesselnd geschrieben.
Daß diese, dem französischen Original innewohnende
Eigenheit auch bei der Übertragung
ins Deutsche erhalten blieb, ist das Verdienst
von Carl Helmut Steckner. An keiner Stelle
hat man den Eindruck, in einer Übersetzung,
sondern immer das Gefühl, im Original selbst
zu lesen; und das ist wohl das Beste, was man
von einer Übersetzung sagen kann.

H. Eisenlohr

Dieler Göpfert, Orden und Klöster im
Schwarzwald und am Bodensee

Rombach-Verlag Freiburg 1978, 190 S.,
DM 12.80.

Obwohl der deutsche Südwesten überaus reich
an klösterlichen Niederlassungen und insbesondere
die Landschaften Schwarzwald und
Bodensee geradezu mit einem Netz von Klostergründungen
überzogen waren, von denen
sich die meisten bis zur großen Säkularisation
der Jahre 1802—1810 halten konnten, fehlt bis
heute eine zusammenfassende Darstellung, ein
badisches Klosterbuch, das dem Bedürfnis des
Historikers ebenso entsprechen würde wie dem
neuerdings stark gestiegenen allgemeinen Interesse
am Mönchtum. Die kleine Zusammenstellung
des Pfarrers Ludwig Heizmann von
1930 „Die Klöster und Kongregationen der
Erzdiöcese Freiburg in Vergangenheit und Gegenwart
" war ein Anfang. Das 1978 erschienene
Taschenbuch von D. G. hätte darüberhin-
ausgehen können und auch müssen, zumal der
Verlag ein kleines Lexikon ankündigte und
dem Buch „historischen Wert" zumißt. Jedoch
genügt die Arbeit gerade den Forderungen
, die man an ein Nachschlagewerk —
gleichviel ob Taschenbuch oder nicht — stellen
muß und auch niederen historischen Ansprüchen
nicht. Das Buch setzt ein mit einer Schilderung
des Ursprungs, der Geschichte und Eigenarten
einzelner Orden, wobei der Autor
darauf verzichtet, dem Leser einerseits den Unterschied
zwischen den alten Herren- und Bettelorden
und andererseits zwischen dem in der
Säkularisationsepoche untergegangenen und
dem im Verlauf des 19. Jahrhunderts wiedererstandenen
Ordenswesen klarzumachen.
Schwierigkeiten macht auch die Erläuterung
der Reformbewegungen innerhalb der Mendi-
kanten, die strikte Observanz gegen die Gemäßigten
(Minoriten) bei den Franziskanern beispielsweise
. Unhaltbar ist die Behauptung:
„Mehr und mehr widmeten sich seit dem 13.
Jahrhundert die Frauenorden der Krankenpflege
und anderen sozialen Aufgaben, bald
auch der Unterrichtung der Mädchen" (S. 16).
Gerade weil sie das nicht taten und auch nicht
tun wollten, fielen die meisten von ihnen dem
josephinischen und reichsschlußmäßigen Klostersturm
zum Opfer.

Das Kernstück der Schrift, die alphabetische
Aufzählung der Ordenshäuser, ist unvollständig
. So vermißt man unter anderem die ober-
badischen Klöster der Dominikanerinnen zu
St. Peter in Konstanz und zu Riegel am Kaiserstuhl
, ferner die Franziskanerinnen zu Bächen
und Hermannsberg im Linzau und zu Grünenberg
auf der Höri. Weppach wird mit dem ehemaligen
reichsstiftisch-salemischen Armenhaus
Wespach durcheinander gebracht.

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