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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 363
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0365
münster ergeben sich aus dem Wittelbacher
Weistum, das H. Kewitz aus dem „Rechtsbuch
des Klosters Ettenheimmünster" übersetzt hat.
Zur Baugeschichte der Kirche in Wittelbach,
die im Jahre 1132 geweiht wurde, liefert Karl
List einen Beitrag. Bei den Restaurierungsarbeiten
im Jahre 1974 wurde im Altarraum ein
gotischer Bilderfries freigelegt. Schönberg
wird urkundlich erst 1444 genannt, doch vermutet
Hieronymus Müller, der die Entwicklung
von der Vogtei zum Ortsteil skizziert, daß
die Anfänge der Siedlung um die Jahrtausendwende
zu suchen sind. Peter Herter berichtet
mit manchen sozialkritischen Betrachtungen
aus dem Leben der Gemeinde im 19. und 20.
Jh. Die traurige Bilanz zweier Weltkriege verdeutlicht
die hohen Opfer, die im letzten Krieg
gebracht werden mußten. Während im ersten
Weltkrieg rd. 16 % der Kriegsteilnehmer fielen
, betrug der Anteil der Gefallenen und Vermißten
im zweiten rd. 35 %\

Die Gemeinde Seelbach war auch am revolutionären
Geschehen 1848/49 beteiligt. Klaus Bür-
kin geht dabei von den Hungerunruhen im
Jahre 1848 aus, wobei besonders die ärmeren
Schichten in äußerste Not gerieten. Unter der
Führung des Kaufmanns Theodor Moosmann
nahmen 100 Seelbacher an der Offenburger
Versammlung vom 13. 5. 1849 teil. Die damalige
Not veranlaßte eine starke Auswanderung
nach Nordamerika, die Gerhard Finkbeiner
namentlich belegt. In seinem Beitrag „Von der
Dorfschule zum Kooperativen Bildungszentrum
" zieht Adelbert Kern interessante Parallelen
zwischen früheren und heutigen Arbeitsbedingungen
der Lehrer. Der engagierte Denkmalspfleger
und Naturschützer G. Finkbeiner
illustriert „Kulturgeschichtliches über Haus
und Hof, Mensch und Landschaft, Sitten und
Bräuche im Schuttertal" mit anschaulichen
Bildern. Fred Singler bringt die Lebensbeschreibungen
einiger bekannter Persönlichkeiten
, die in Seelbach geboren wurden oder
dort wirkten: Josef Pfaff (1838—1902), Initiator
und Mitbegründer des Badischen Bauernvereins
; Ludwig Auerbach (1840—1882), der
die Leitung einer Strohfabrik in Seelbach übernahm
; Theodor Münz (1868—1947), Tonschöpfer
und Musiklehrer; Josef Himmelsbach
(1876—1945), Verfasser der ersten Geschichte
des Marktfleckens Seelbach; Hermann Osthoff
(1879—1918), Landschafts- und Wildmaler
und Dr. Julius Kapp (1883—1962), Musikschriftsteller
und Dramaturg der Berliner
Staatsoper. Mit einem Beitrag des Rezensenten
über Seelbach als Verlagsort des Journals
„Klio", das von Gotthold Friedrich Stäudlin
im Jahre 1795 herausgegeben wurde, wird ein
kurzer, aber entscheidender Zeitabschnitt im
Leben des Dichters und Schriftstellers beleuchtet
, der im Jahre darauf den Tod in Straßburg
suchte. In einer übersichtlichen Darstellung berichtet
Alfred Dreyer über die kommunale Zusammenarbeit
im Schuttertal. Über die Seelbacher
Vereine und Organisationen informiert
Wilhelm Fischer. „Kleine Anekdote vun anno
dozumal", erzählt von Wilhelm Fischer, runden
den Band ab, der auch für die in diesem
Jahr gegründete Mitgliedergruppe des Historischen
Vereins wertvolle Unterlagen für ihre
Arbeit bietet.

E. Dittler

Badische Geschichte. Vom Großherzog-
tum bis zur Gegenwart.

Hrsg. von der Landeszentrale für politische
Bildung Baden- Württemberg, Stuttgart,
Konrad Theiss Verlag, 1979. 310 S.
Die Landeszentrale für politische Bildung hat
mit ihren „Schriften zur politischen Landeskunde
Baden-Württemberg" mehrere Publikationen
zur jüngeren und jüngsten Geschichte
Südwestdeutschlands herausgegeben, die zu
Recht als grundlegende Werke anerkannt worden
sind.1

Um so gespannter durfte das Publikum auf die
mit vielen Vorschußlorbeeren bedachte „Badische
Geschichte" sein. Vom „lang
erwartete(n) Standardwerk" war da die Rede
(Verlagswerbung), das „eine entscheidende
Lücke" schließen soll (Geleitwort); als Klientel
wurde neben dem „interessierten Erwachsenen
" ausdrücklich der „Oberstufenschüler"
(!) ins Auge gefaßt — ein historisches Handbuch
, so der selbstgestellte Anspruch. Von diesem
Ziel bleibt der Band indessen weit entfernt
, die für ein Handbuch geltenden Maßstäbe
bleiben unerfüllt:

— Der genannte „Oberstufenschüler" hat hoffentlich
einen vorzüglichen Geschichtsunterricht
genossen, damit er die Lücken mancher
Aufsätze selbst ausfüllen kann: Die Judenverfolgung
im Dritten Reich z. B. wird nur in der
Chronologie und durch Fotos „angetippt", im
Text bleibt sie unerwähnt.

— Kaum einer der Autoren hat lokale Arbeiten
berücksichtigt, mit der „Zeitschrift für die Geschichte
des Oberrheins" ist in der Regel
Schluß; niemand, der sich die Mühe gemacht
hätte, historische Periodica mit kleinerem Verbreitungsgebiet
auszuwerten. Sicherlich ist,
wie Hugo Ott schreibt (S. 189), „die Aufarbeitung
vieler Schicksale . . . immer noch ein Desiderat
gerade der regional und lokal ausgerichteten
zeitgeschichtlichen Forschung"; so
arm indessen ist die oft zu Unrecht als „Heimatgeschichte
" belächelte lokale Geschichtsschreibung
nicht, als daß man großzügig über

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