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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 93
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Prior Gaisser wollte aus dem Rippoldsauer Kloster offensichtlich „mehr" machen
: So ließ er auch Buchhändler kommen, um die Bibliothek zu bereichern.
Auch Maler bekamen Aufträge, am 3. 12. 1626 erhielt das Kloster u. a. ein
Gemälde vom „Urteil Salomons".

Inzwischen war es Winter geworden. Am 24. Januar 1627 schrieb Gaisser:
„Gegen Dämmerung Erdbeben in der Umgegend", und am 31. 1.: „Wir
fingen mehrere Vögel mit der Hand. Eine gewaltige Menge Schnee hatte um
das Ende dieses Monats alle Wege durch unser Tal versperrt". Am 24. Februar
gab es bei Gaissers Gottesdienst keine Predigt- „wegen schlechten Besuchs
und Kälte!" Auch in dieser kalten Jahreszeit hatte er viele Gäste, manche
nannte er ganz offen auch „Schmarotzer", z. B. am 21. März „einige
Freudenstädter".

Das tägliche Geschäft ging nebenher ganz munter weiter. Am 22. März verhandelte
Gaisser mit dem Förster und Michael Bächle, der nur noch harzen
wollte im „Burgwald", bei der „Steige" und vom Reinerzauer Wald gegen
Wolfach zu; dafür entrichtete er jährlich den vierten Zentner. Neben dem
Stammholz war ja die Harzgewinnung für Pech und Terpentin von besonderer
Bedeutung für die eigentlich immer gute Haushaltslage des Rippoldsauer Klosters
. Der Prior nannte uns auch die Namen seiner Geschäftspartner, u. a. Jo-
dokus Bächle, Johann Weygandt, Thomas Härder, Thomas Welle: „Jährlich
soll mir jeder nach Verschleiß des Harzes ein Geschenk von Straßburg bringen
von solchem Wert, wie in dem betreffenden Jahr 1 Zentner bezahlt wird".

Gegen Monatsende begann dann die Karwoche: „Höre das jüngere Volk
Beicht in großer Zahl. Gebeichtet haben in diesen 2 Tagen 63 Personen; in
Schapbach haben meine Hausbediensteten Johann und Katharina gebeichtet.
Morgens hörte ich wieder die Beicht von 3 in Freudenstadt weilenden Personen
". Und noch einmal beichteten 33 Menschen. Am 1. April — es war Gründonnerstag
— „Vorlesung des Leidens des Herrn zur Hälfte", am folgenden
Tag „zweiter Teil des Leidens des Herrn und somit Erledigung bei ziemlich
starkem Besuch". Recht verständnisvoll notierte Gaisser dann am 6. April:
„Geringe Zuhörerschaft, da die Bevölkerung zum Freudenstädter Jahrmarkt
wegströmt".

Er gönnte seinen Rippoldsauern wohl die Freude, vielleicht in Vorahnung dessen
, was nun auch in diesem abgelegenen Tal nicht mehr aufzuhalten war; der
Krieg erfaßte auch den Schwarzwald: „Durch das Kinzigtal ziehen mehrere
bayrische und österreichische Soldaten" (29. 3. 1627). Der Ordensbruder
Maurus Blau wurde auf der Reise nach Rippoldsau von Pappenheimer Soldaten
ausgeraubt. Wer wußte noch, wer wessen Freund, wer wessen Feind war?
— Aber Prior Gaisser spürte in Rippoldsau noch nichts direkt davon: Er kaufte
von einem Herr Martin aus Freudenstadt mehrere Landschaftsgemälde; er
besorgte sich Samen für Blumen und Pflanzen; er taufte Kinder, überprüfte
Rechnungen, kassierte Gelder, ging baden . . .

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