Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 95
(PDF, 65 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0097
Doch bald kamen aus Rippoldsau schlimme Berichte: „Sehr üble Nachricht
über P. Jakob Stark und die von mir in Rippoldsau zurückgelassene Magd"
(21. Mai 1628). Bei der ersten Kapitelsitzung teilte der Abt einige Rügen aus;
über P. Jakob wollte er sich selbst informieren, so war er am 26. Mai wieder in
Rippoldsau: „Prüfe die Magd wegen der Belästigung durch P. Jakob und erhalte
unerfreulichen Bescheid", bestätigt von vielen alten Bekannten. Abt
Gaisser mußte schnell entscheiden: „Abreise des künftigen Priors in Rippoldsau
, P. Maurus". Mit den fürstenbergischen Beamten wurde die lamentable Situation
im „Klösterle" besprochen, aber überdies auch Klage geführt u. a.
über den Badwirt, „der lutherische Prädikanten zur Versehung kranker Irrgläubiger
zuläßt". Leider zu knapp informierte uns Georg Gaisser am 14. Februar
1630: „Ist Rippoldsau schier verbronnen, doch erhalten worden". Es
folgt kein Kommentar, der uns den Sachverhalt verdeutlichen könnte.

Rippoldsauer Badesaison 1630

In jenem Sommer 1630 muß im Rippoldsauer Kurbad munterer Betrieb geherrscht
haben. Am 2. August kam auch Abt Gaisser zusammen mit seinem
Bruder Michael. Der Wolfacher Amtmann Fink schickte ihm für seine Gästerunde
ein Reh, ein anderer brachte ein Lamm als „Beitrag", auch Fische wurden
gestiftet. Gaisser begrüßte in Rippoldsau u. a. den Offenburger Bürgermeister
Philipp Bauer, die Herren von Reischach und von Landenberg, Landvogt
des Fürstbischofs von Straßburg. Es wurde getanzt, gespielt, und es wurde
wieder sehr viel getrunken und gegessen. 19. August 1630: „Weggang meines
Bruders Michael". Auf dem „Kerbholz" waren ungefähr 26 fl. vermerkt,
die „wir allein für das Essen hatten draufgehen lassen". Gaisser fühlte sich
eher unwohl: „Ich esse wenig oder nichts, völlig melancholisch infolge Unpäßlichkeit
". Aber er freute sich, Gäste leutselig bewirten zu können, mit ihnen
zu feiern, so mit dem Blumberger Ratschreiber Häfele, dem Pfarrer und
dem Bürgermeister von Hausach, einem Arzt namens Stephan. Nebenbei
mußte er den Schapbacher Wirt Armbruster besänftigen, der sich wieder einmal
beklagte wegen mancherlei Unfug und Zechprellerei des uns schon bekannten
P. Jakobus. Am 24. August 1630 wurde Gaisser beim Spaziergang
„vor Erschöpfung fast ohnmächtig"; er hatte vor dem Essen ausgiebig und
nach dem Essen gleich wieder gebadet. Ein Freudenstädter Arzt, der auch für
andere Rippoldsauer Kurgäste Sprechstunden abhielt, ließ für Gaisser Medikamente
besorgen, für 4 fl. und 7 1/2 Batzen. Am 25. August ging es offensichtlich
temperamentvoll weiter im Rippoldsauer Bad: „Nachts starke Unruhe
, man führt Tänze auf, man zecht, man schmaust, man spielt . . .".

Leider fehlen uns die Aufzeichnungen der beiden folgenden Monate. Hier wäre
wohl beschrieben, daß Gaisser wieder in den Besitz des alten Klosters St.
Georgen eingesetzt wurde. Dort ist aber sicher auch dargestellt worden, wie
Rippoldsau in gemeinsamer Sorge von Abt und fürstenbergischem Landesherren
eine neue Badeordnung bekam, wie das „vallis curans" — das „Kurtal"

95


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0097