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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 99
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zogs von Lothringen vorbei. Zwei ketzerische Soldaten aus Heilbronn, drei
katholische aus Buchau gebürtig, desertieren aus dem Haslacher
Winterlager". Und am 4. März 1635: „Es ziehen wieder Soldaten vorbei. Die
flüchtigen Soldaten werden von einigen in Freudenstadt eingeholt, wobei jedoch
einer vermißt wird, und werden von der Flucht eingebracht, wodurch
uns ein klägliches Schauspiel geboten wird".

Gaisser gab sich dennoch optimistisch, feierte „mit einem Fäßchen Wein von
etwa 4 Maß, das fast ganz für den Mittagstrunk draufging" (8.März 1635).
Dann am 12. März: „Etwa 40 Reiter versuchten nach Durchbrechung oder
Überwindung der Sperren der Wege nach Freudenstadt in das Rippoldsauer
Tal durchzubrechen und waren schon fast ins offene Gelände gekommen.
Aber da sie vom Wegweiser im Stich gelassen wurden und in der unbekannten
Gegend einen Hinterhalt witterten, waren sie zurückgewichen. Wenn sie den
beabsichtigten Weg hätten einhalten können, wäre ihnen alles nach Wunsch
geglückt".

Man spürt deutlich, daß Gaisser inzwischen auch keine „befreundeten" Soldaten
mehr sehen wollte. Auch nach seiner Rückkehr aus Rippoldsau ließ sich
Gaisser auf dem laufenden halten: „Es kommt Isac und meldet, daß St.
Nikolai-Zelle unversehrt und Wolfach frei von Soldaten sei" (14. April 1635).
Das Kloster und das Bad Rippoldsau hatten eine kaiserliche Schutzwache (sal-
vagardia) bekommen. Bereits im Juni desselben Jahres war Gaisser wieder unterwegs
nach Rippoldsau. Bis Mitte Juni machte er auch 1636 eine Trink- und
Badekur. Auch in den folgenden Jahren verzichtete er nicht auf seine „Rippoldsauer
Kur". Unter den Badegästen der Saison 1641 befand sich auch Vinzenz
Haug, der Abt von Schuttern. Am 4. September machte Gaisser einen
Ausflug auf den Kniebis, wo er die „abgebrannte Kirche" besichtigte. Belagerungen
, Plünderungen, Mord füllen nun die Zeilen der folgenden Monate.

Am 11. Juni des Jahres 1643 schrieb Georg Gaisser in sein Tagebuch: „In Rippoldsau
sind das Nikolaus-Kloster und das Bad niedergebrannt worden". Das
ganze hintere Kinzigtal wurde in jenem Sommer heimgesucht von einer Soldateska
, die auch nicht mehr wußte, wofür sie kämpfte, die sich in ungeordneten
Haufen und als wahre Landplage Quartier suchte, wo es noch etwas zu holen
gab. Rippoldsau bekam so gegen Ende des großen Krieges doch noch seinen
schlimmen Anteil ab, gar nicht so lustig, wie es J. V. von Scheffel in seiner
Ballade „Die Schweden in Rippoldsau"14 dargestellt hat.

Am 6. Oktober 1644 lesen wir noch einmal: „Der Weimarer Oberst Sch.
kommt, von Bayern geschlagen, auf der Flucht nach Rippoldsau und plündert
es teilweise". Die Soldaten zogen weiter und suchten tags darauf Wolfach
heim. Daß sich die Menschen im mittleren Schwarzwald freilich nicht alles gefallen
ließen, zeigt uns u. a. der „Leutnant von Hasle", den auch Gaisser er-

14 Abgedruckt u. a. in der Rippoldsauer Ortschronik von A. Schmid, S. 154 ff.

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