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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 108
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Frau34 und kaufte sich im Jahr danach um bare 1800 Gulden rauher Währung
„eine Behausung und Gesäß in der großen Gassen gelegen (= heute Kaiser
Joseph-Straße), zum hinteren und vorderen Pellican genannt".35 Obwohl ihm
der Marktbetrieb vor der Haustüre nicht immer Freude bereitete36, war er am
Ende seines Lebens ob der günstigen Geschäftslage seines Hauses doch wohl
froh, als ihn die schwindende Gesundheit zwang, die Malerei aufzugeben. Johann
Pfunner ersuchte am 26. April 1787 den Freiburger Stadtrat um die Erlaubnis
des Kaffee- und Bierausschankes in seinem Haus, da er, „weil alt und
auf einem Auge blind, durch seine Kunst nichts mehr verdienen" könne. Hinzu
kam der Geschäftsrückgang durch die Änderung des Zeitgeschmacks, das
heißt, daß durch den stilistischen Wandel vom Rokoko zum frühen Klassizismus
bei ihm die Bestellungen nicht mehr im gewohnten Umfang eingingen.
Das klingt mit an, als Pfunner vor dem Rat betonte, „meistens mit Ausmalung
der Kirchen und derlei Gemälden, die auf die Kirchen einigen Bezug hatten
, seinen Unterhalt gewonnen zu haben", der ihm aber durch die „Verbes-
serungsanstalten benommen" worden sei. Johann Pfunner starb am 24. Mai
1788 in Freiburg.37 Das Totenbuch vermerkt ein Lebensalter von 72 Jahren,
während die Marianische Sodalität für ihr Mitglied 75 Jahre notierte.38

Heute die Werkliste Johann Pfunners zusammenstellen zu wollen, hieße, den
Katalog, den Professor Dr. Hermann Ginter 1930 in seiner bahnbrechenden
Arbeit über die „Südwestdeutsche Kirchenmalerei des Barock" veröffentlichte39
, beträchtlich erweitern zu müssen. Ohne Mühe läßt sich erkennen, daß
unser Ettenheimer Hl. Grab-Künstler der am meisten beschäftigte Barockmaler
Freiburgs gewesen ist. Für Breisgau, Schwarzwald, Ortenau40 und Elsaß41
schuf er erstaunlich viele Deckenbilder und Altarblätter. Pfunner entfaltete einen
umfangreichen Atelierbetrieb, der wohl kaum ohne Mitarbeiter ausgekommen
ist. Über deren Namen wissen wir zwar nichts, sie könnten aber die
seltsamen Qualitätsschwankungen mancher Gemälde erklären. Die Werke Johann
Pfunners erweisen sich mit ihrem nervösen Temperament, dem Pathos
der Darstellung, mit prächtigen Farben und Gestalten, deren quellende Augen
, große Oberlider und seitlich etwas eingezogener Kußmund auffallen, als
echte Schöpfungen des Rokoko.

34 Dompfarramt Freiburg, Ehebuch 1733—1785. S. 292

35 Stadtarchiv Freiburg, P III a1 55 — Fertigungsprotokolle 1761 — 1766. S. 368 a

36 H. Brammer, Die Heimbacher Altargemälde und deren Meister Johann Pfunner, in: Festschrift „Heimbach
759—1977", hrsg. vom Kath. Pfarramt Heimbach. München 1978. S. 27

37 PfA FR-St. Martin, Totenbuch 1785—1805. S. 37

38 StA Fr, H 97 Necrologium der Marianischen Sodalität 1628—1800, fol. 178 a

39 Vgl. Anm. 1. S. 176—178

40 Appenweier, Euenheim, Ettenheimmünster, Münchweier, Griesheim, Herbolzheim, Hofweier, Lichten-
thal, Mahlberg, Meißenheim, Niederschopfheim, Nußbach, Sasbach, Zunsweier.

41 Bergholtzzell, Guebwiller (Gebweiler), Oelenberg, Reiningen, Schweighouse, Soppe-le-Haut, Thann,
Vieux-Thann.

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