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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 109
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Pfunners Ettenheimer Passionskulisse jedoch als Einzelfall im Oeuvre des
Meisters zu begreifen, wäre unzulässig. Ginter berichtet, daß die Benediktinerabtei
St. Peter (Schwarzwald) schon 1750 „ein hl. Grab und ein Theatrum
" für die Klosterkirche von dem Freiburger Maler bezogen habe.42 Wie
sehr seine Fähigkeiten als Kulissenmaler geschätzt wurden, macht überdies der
Auftrag der Universität Freiburg an Johann Pfunner deutlich, der 1770 zum
Empfang der Prinzessin Marie Antoinette in der Stadt die von Architekturprofessor
J. B. Eberenz entworfene Ehrenpforte der Universität zu bemalen
hatte.43

Beschreibung

Nach zehn opfervollen Jahren, die nicht ohne Sorge und Streit vorübergegangen
waren, schloß die Stadt Ettenheim 1778/79 ihr kompliziertes Kirchbauunternehmen
und die damit verbundene Innenausstattung mit der Anschaffung
des neuen Hl. Grabs ab. Ein gewaltiges, den Hochaltar verdeckendes
Holzgerüst trägt die Leinwandstücke mit der gekonnt gemalten Scheinarchitektur
, in die Johann Pfunner die Szenen der Leidensgeschichte — wie durch
Fenster gesehen — hineinsetzte. Triumphpfortenartig wölbt sich über zopfgeschmückten
Louis XVI-Vorbauten ein Torbogen, auf dem eine flügelschlagende
und blütengirlandenschlingende Engelsgruppe aufsitzt. Daneben weisen
auf Sockel gestellte Prophetengestalten durch Gestik und Blick auf die von
den Engeln entrollte Inschrift hin: „und sein grab wird herrlich seyn". Ein
Motto, das mit einem im Hintergrund sich wölbenden Schriftband korrespondiert
: „gelitten unter Pontius Pilatus gekreuziget gestorben und". Über allem
ragt das mit der Dornenkrone behaftete Kreuz empor.

Wie sehr bei der Komposition des Hl. Grabes der Gedanke vorherrschte, Leiden
und Erlösungstat Jesu ähnlich einem Passionsspiel zu zeigen, unterstreicht
der hochgeraffte, um die Kulisse geschlagene, rote Bühnenvorhang.
Daß auch die Möglichkeiten der Beleuchtungstechnik eingesetzt wurden, um
im Sinne des 18. Jahrhunderts ein „Theatrum sacrum" eindrucksvoll vor die
Augen der Gläubigen zu stellen, läßt sich aus der Bemerkung J. C. Machleids
entnehmen, der das Hl. Grab „bei der Nacht mit Ampeln und Lichtern extra
schön" befand, während es bei Tag doch zu hell in der Kirche sei, um die gleiche
Wirkung zu erzielen.

Entsprechend auf die einzelnen Kartage zugeschnitten, wirkten die Szenen ergreifend
auf die Betrachter. Im Zielpunkt der Perspektive die noch vorhandene
Einsetzung des Abendmahls (Lukas 22, 14—23), überhöht durch einen

42 Vgl. Anm. 1. S. 177

43 Fr. Schaub, Die Universität Freiburg in ihren Beziehungen zur Freiburger Kunst im 18. Jh., in: Zeitschr. des
Freiburger Geschichtsvereins 37. Band 1923. S. 88 — Abgebildet bei: R. Morath, Peter Mayer (1718—1800)
— Kupferstecher der Universität Freiburg, in: „Kunst am Oberrhein", Freib. Universitätsblätter Heft 69/70
Freiburg 1980. S. 45, Abb. 6

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