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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 113
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17. Jahrhunderts ist es nicht verwunderlich, daß vor allem die in der Gegenreformation
aktiven Jesuiten und Benediktiner auf alle Möglichkeiten der Seelsorge
zurückgriffen, um mit feierlichem Gottesdienst, Barockpredigt, Wallfahrten
, religiösen Hausbüchern, geistlichem Volksschauspiel und der kirchlichen
Kunst in jeglicher Form wieder eine umfassende Alltagsfrömmigkeit entstehen
zu lassen. Es kam im Barock erneut zu einer Begegnung von Kirche und
Volk, zu einem echten Ineinander von Kirchen- und Volksfrömmigkeit.49 Daß
bei der Glaubensinbrunst des 18. Jahrhunderts die Themen der kirchlichen
Kunst des Mittelalters begeistert wieder aufgegriffen und mit zeitgemäßen
Stilmitteln neu dargestellt wurden, versteht sich aus der religiösen Bewegung
jener Zeit von selbst. In allem ist zu spüren: „Die ganze, bunte, tausendfältige
Welt des Barock wird übergriffen von einem Denken, das nach der Theologie
hin ausgerichtet ist, wird durchschaudert von einer Geistigkeit, die ihr Maß
von den letzten Dingen nimmt."50

Wer diese komplexe Situation begreift, kann sich das Einbeziehen etwa von
Weihnachtskrippen, Fastentüchern, Kalvarienbergdarstellungen, Karwochen-
HI. Gräbern oder Himmelfahrtszeremonien mit Statuen des auferstandenen
Christus in die Festtagsliturgie des Kirchenjahrs ohne Schwierigkeiten erklären
. Es erstaunt deshalb nicht, daß auch im Oberrheingebiet die für Kirchengeschichte
und religiöse Volkskunde interessanten Äußerungen einer letzten,
echten Volksfrömmigkeit barocke Spuren in der Kunst hinterlassen haben.

Renaissance-Vorläufer wie beispielsweise die 1598 bis 1608 entstandenen
Wandteppiche mit fünf Passionsbildern der Benediktinerabtei Gengenbach51
oder das 1612 gefertigte gewaltige Fastentuch des Freiburger Münsters52 mit
dem überdimensionalen Kreuzbild und 25 darumgelegten Passionsszenen leiten
über zu den barocken Kompositionen der Leidensgeschichte Jesu. Kaum
eine katholische Pfarr- oder Wallfahrtskirche im Land, die sich nicht Stationsbilder
des Kreuzweges für ihren Kirchenraum oder den Zugangsweg
schaffen ließ. Neue Ölbergdarstellungen — ich nenne nur die für die Molshei-
mer Kartause53, für Kenzingen54, Staufen im Breisgau55 oder Ettenheim — beweisen
, daß man sich im 18. Jahrhundert wieder altgewohnten Themen der
christlichen Kunst zuwandte.

49 B. Hubensteiner, Vom Geist des Barock. München, 2. Aufl. 1978. S. 26

50 Vgl. Anm. 49. S. 16

51 Im Besitz des Kath. Stadtpfarramtes Gengenbach.

52 F. Schober, Das Fasten- oder Hungertuch im Münster U.L.F. in Freiburg i.Br., in: Schau-ins-Land-
Jahrbuch 28, 1901. S. 129—138

53 1700. Jetzt vor der ehem. Jesuiten-Stadtpfarrkirche aufgestellt.

54 H. Rambach, Der Ölberg in Kenzingen, in: Nachrichtenblatt der öffentlichen Kultur- und Heimatpflege im
Reg. Bezirk SUdbaden, 8. Jg. 1957. II, S. 42/43 — I. Krummer-Schroth, Der Kenzinger Ölberg — Ein Frühwerk
Johann Christian Wenzingers, in: Kunstgeschichtliche Studien für Kurt Bauch 1967

55 G. Münzel, Christian Wenzingers Ölberg aus Staufen, in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, I.
Halbband. 1908. S. 55 ff

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