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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 131
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0133
Nachdem die Nationalversammlung in Paris nicht nur auf die innerfranzösischen
Kirchengüter, sondern auch auf die im Elsaß ihre Hand gelegt hatte, sah
sich der Fürstbischof von Straßburg, Prinz Ludwig Renal Eduard von Rohan-
Guemene (1734—1803)1, im Sommer 1790 bewogen, seine Residenz im unter-
elsässischen Zabern aufzugeben und auf das rechte Rheinufer überzusiedeln,
zumal die revolutionären Umtriebe in Straßburg und Umgebung ständig zunahmen
. Da der Kardinal zum einen ein exponierter Vertreter des überkommenen
Feudalsystems war und zum anderen der sogenannten Zivilkonstitution
des Klerus seine Zustimmung verweigerte, deren Zweck es im wesentlichen
war, die katholische Kirche in Frankreich von Rom loszulösen und die
Kirchenverfassung zu „demokratisieren", hatte er guten Grund, um seine und
die Sicherheit seines Hofstaats zu fürchten. So suchte er in seiner Herrschaft
Ettenheim Zuflucht, die zusammen mit der Herrschaft Oberkirch den weitaus
kleineren Teil seiner weltlichen Besitzungen ausmachte. Der größere, allerdings
stark zersplitterte, war linksrheinisch und verteilte sich auf das Unter -
und Oberelsaß. Er umfaßte das Ried nördlich von Straßburg, die Ämter Zabern
und Molsheim, Besitzungen an der unteren III und südlich von Colmar,
und war nach dem Scheitern der österreichisch-preußischen Intervention in
Frankreich 1792/93 endgültig verloren.

Im Frühjahr 1791 erhielt Rohan Zuzug durch Lehrer und Alumnen des Straßburger
Priesterseminars, die zum Teil im Stift Ettenheimmünster, zum Teil im
Stift Allerheiligen unterkamen. Der Grund ihrer Flucht war die Wahl des
schismatischen, gallikanischen Bischofs Franz Anton Brendel für das Niederelsaß
Anfang März 1791, die auf Geheiß der Nationalversammlung von rund
400 Wahlmännern vorgenommen wurde, welche mehrheitlich der römischen
Kirche nicht angehörten. Brendel war selbstredend konstitutionell eingestellt
und machte sich für die völlige Trennung der französischen Kirche vom Papst
stark. Er konnte sich aber bei der weitgehend romtreuen Bevölkerung nicht
durchsetzen und demissionierte 1797, derweil Kardinal Rohan in Ettenheim
als kanonischer Oberhirte seiner angestammten Diözese fungierte und das
Wirken Brendels und dessen Anhänger jenseits des Rheins zu bekämpfen
suchte.

Nach der Machtergreifung Napoleon Bonapartes kamen die Kämpfe zwischen
der katholischen Kirche und dem französischen Staat allmählich zum Erliegen
. Das Konkordat zwischen Pius VII. und dem Ersten Konsul vom 15. Juli
1801, das erst ein dreiviertel Jahr später seine volle Rechtsgültigkeit erlangte,
war insofern für die Kirchenverwaltung am Oberrhein von größter Bedeutung
, als der Heilige Stuhl die schon von der Pariser Nationalversammlung im

1 Zu diesem vgl. E. Batzer, Testament und Hinterlassenschaft des Kardinals Rohan, in: DieOrtenau 10/1923,
S. 28 ff.; C. Geres, Etwas aus der Geschichte Ettenheims: Rohan-Enghien, in: Schau-ins-Land 15/1889, S.
1 ff., A. Kürzel, I. Cardinal L. R. E. Rohan zu Ettenheim, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung
der Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften
3/1870—72, S. 43 ff., 2. Die Stadt Ettenheim und ihre Umgebung, Lahr 1883.

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