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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 175
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worden war, fiel ein weiteres bedeutendes benediktinisches Besitztum an
Baden.

Im Gegensatz zu seinem Vorgehen in Schuttern selbst leitete das großherzogliche
Haus, das schon seit Jahrhunderten die Landeshoheit über das Dorf Heiligenzell
inne hatte, umgehend Maßnahmen zum Verkauf der stiftischen Hinterlassenschaft
ein. Diese ausgeprägte Bereitschaft zur Güterveräußerung
mochte nicht zuletzt durch vehemente Klagen der dortigen Untertanenschaft
herbeigeführt worden sein, die sich durch die Klosterbesitzungen in ihren wirtschaftlichen
Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt sahen. In der Tat gehörte
fast die Hälfte des ohnehin nicht großen Heiligenzeller Banns dem Kapitel
.

Schon im November 1806 waren für über 23 000 fl. Äcker und Rebgärten am
Ort, in Friesenheim und in der sonstigen Umgebung verkauft. Im folgenden
Frühjahr gingen die Veräußerungen bei reger Nachfrage weiter.

Auch das Schloß mit der St.-Georgs-Kapelle brauchte nicht lange auf einen
Interessenten zu warten. Im Januar 1807 erwarben der Kaufmann und Tabakfabrikant
Johann Jakob Hugo, damals Bürgermeister in Lahr, und sein
Schwiegersohn, der Kaufmann Franz Meister, laut Vertrag mit der Gefällverwaltung
Schuttern das Schlößchen mit Kellergewölbe, Trotte, Wasch- und
Dörrhaus, dem Gefängnisturm, einem Hofteil und mehreren Gartenstücken
für 6 000 fl., um hier eine Zichorienfabrik anzulegen — bemerkenswerterweise
unter Umgehung einer Versteigerung. Ihre Wahl dürfte nicht unwesentlich
von dem Umstand beeinflußt worden sein, daß durch das nahe Heiligenzeller
Bächle ausreichend Wasser bzw. Wasserkraft verfügbar war. Ein kostenloses
Privileg und Steuerfreiheit für dieselbe sowie Zehntfreiheit für die Gärten und
preisgünstiges landesherrliches Holz, was die beiden bei den Vorverhandlungen
verlangt hatten, wurden jedoch nicht gewährt. Bis in den Sommer hinein
war das Schlößchen umgebaut unter Einbeziehung der Kapelle, in der während
der Herrschaft der Mönche lediglich einmal im Jahr, nämlich an Georgi,
zu Ehren des legendären Klostergründers Offo eine Messe gelesen worden
war. In der zweiten Jahreshälfte nahm die Firma Hugo & Meister die Produktion
auf, nicht ohne zuvor einen harten Kampf mit Karl Friedrich ausgefoch-
ten zu haben, der anfänglich nicht zugeben wollte, daß das großherzogliche
Wappen auf den Zichorienpäckchen geführt wurde. Die Fabrik in Heiligenzell
war nicht die einzige ihrer Art in der Gegend, gehörte aber zu denen, die am
längsten existierten.

Es gab zu dieser Zeit mehrere Herstellungsstätten für Kaffee-Ersatz und -Zusatz
in Lahr, nämlich die von Christian Trampler und Daniel Völker, und eine
im ehemaligen Zisterzienserinnen-Stift Wonnental im Breisgau, die von den

Heiligenzell, in: Die Ortenau 21/1934, S. 485 f. und auf O. Hagmaier, Verschiedenes aus der Geschichte von
Heiligenzell, in: Der Altvater 6/1939, S. 83.

Vorliegende Erkenntnisse wurden zusammengetragen aus GLA 104/62, 229/40 896 u. 40 905, 236/850 u.
5 812, 237/472, 404/147 und EAF B 23/201.

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