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Grundriß des Schlößchens zu Heiligenzell: a. Schlößle und Kirche, b. Trotthaus, c. Backhaus, d.
Dörrhaus, e. Gefängnisturm, f. Meierhaus, g. Scheuer und Stallung, h. Gaststätte, k. Schöpfe, I.
Sauställe. (Kolorierte Federzeichnung von W. Obrechl aus dem Jahr 1806, EAF).
Lahrer Unternehmern Bausch und Helbing umgetrieben wurde29. Besagtem
Trampler wird unter anderem vom großherzoglichen Amtmann Ferdinand
Stein, der wohl als erster den Lahrer Handel und Gewerbefleiß des frühen 19.
Jahrhunderts eingehend literarisch würdigte, das Verdienst zugesprochen, die
Zichorienfabrikation in diese Gegend eingeführt zu haben. Er gründete im
Jahr 1798 einen entsprechenden Betrieb und machte in Lahr und in den umliegenden
Dörfern den bis dahin völlig unbekannten Anbau der Wegwartwurzel
heimisch, wodurch nicht nur ihm selbst, sondern auch den Bauern eine bedeutende
Einnahmequelle erschlossen wurde. Da Tramplers Firma alsbals zuletzt
durch den Export in die Schweiz florierte, ließen Nachahmer nicht lange auf
sich warten. 1807 gründeten Völker und Hugo & Meister weitere
Zichorienfabriken30.
Nach einer Übersicht der mittelrheinischen Provinzregierung arbeiteten zu Beginn
des Jahres 1809 im Heiligenzeller Etablissement 25—30 Arbeiter, die
jährlich 8 000—10 000 Zentner inländische Zichorienwurzeln in Kaffeesurrogat
umwandelten, wovon das meiste exportiert wurde. Der Betrieb von Georg
Bausch in Wonnental, der sein Produkt publikumswirksam als „Gesundheits-
29 Vgl. hierzu den Beitrag des Verfassers: Die Säkularisation und Industrialisierung des Frauenstifts Wonnental
im Breisgau 1806—1813, in: ZGO 127/1979, S. 343 ff.
30 Vgl. F. Stein, Geschichte und Beschreibung der Stadt Lahr und ihrer Umgebungen, mit vorzüglicher Berücksichtigung
der Handelsverhaltnisse, Lahr 1827, S. 184 u. 201 ff.
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