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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 188
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Im März 1808 schienen die Aussichten für eine Freilassung günstiger zu werden
. Fouche hatte dem Kaiser eine Liste aller Gefangenen vorgelegt, die zu Beginn
des Jahres freigelassen werden sollten.14 Baron v. Auerweck war auch dabei
. Die erneute Anfrage im April ergab, daß der Kaiser sich bei Vorwürfen
dieser Art die Entscheidung selbst vorbehalten habe, eine solche sei jedoch
noch nicht getroffen worden und vor Rückkehr des Kaisers auch nicht zu
erwarten15. Im Juni 1808 wurde der Gefangene aus dem „Temple" in der Kerker
von Vincennes16 verlegt, womit jede Hoffnung auf baldige Freilassung zerstört
wurde. Er schrieb mehrmals an den Polizeiminister, ohne jedoch Antwort
zu erhalten. Ein neuer Hoffnungsschimmer kam auf, als die Erbgroßherzogin
von Baden, Stefanie Napoleon17, die Adoptivtocher des Kaisers, sich für
v. Auerweck verwendete und zwei Petitionen, die von der Familie am 24. und
28. Juni 1808 eingereicht wurden, an den Polizeiminister persönlich weitergab
. Sie waren ebenfalls erfolglos. Auerweck hatte großes Vertrauen in die
Person des Kaisers gesetzt. Er war kein Gegner Napoleons gewesen, wie er betonte
. Als dieser zur Macht kam, hatte v. Auerweck die Politik bereits verlassen
. In seinem umfangreichen „Memoire" vom 11. August 1809 schreibt er
darum auch, „wenn Seine Majestät der Kaiser auch nur einen Blick auf seine
unglückliche Lage werfen würde, sähe er sich als gerettet. Der Kaiser sei zu
groß, um nicht gerecht zu sein, und sein Blick werde schnell die Wahrheit erkennen
."

Am 2. September 1809 berichtete v. Dalberg, der Polizeiminister habe dem
Kaiser in der Zwischenzeit erneut vorgeschlagen, er könne v. Auerweck entlassen
, „aus besonderer Überlegung" habe dieser aber nicht zugestimmt, und
ohne Erlaubnis könne v. Auerweck Vincennes nicht verlassen. Daraufhin
wollte Frau v. Auerweck nach Paris reisen, um persönlich um die Freilassung
zu bitten. Der badische Geschäftsträger in Paris, der mit Auerweck in Vincennes
darüber gesprochen hatte, riet jedoch von dieser Reise ab, weil sie keine
Aussicht auf Erfolg habe und der Gefangene außerdem die Tränen fürchte,
die an seiner Lage doch nichts ändern könnten. Nachdem Fouche bei Napoleon
in Ungnade gefallen war, wurde er am 3. 6. 1810 durch General Rene Sa-
vary, den Herzog von Rovigo abgelöst. Dies schien ein günstiger Zeitpunkt
für einen erneuten Versuch zur Freilassung zu sein. Die Bemühungen waren
aber wieder erfolglos. Im November 1810 trat auch der König von Bayern für
Auerweck ein. Die Gesandten des Großherzogtums Baden und des Königreichs
Bayern versuchten gemeinsam, die Freilassung zu erreichen. Sie hatten
keinen Erfolg und wurden auf einige Monate Geduld vertröstet.

14 GLA 233740247b Bericht v. Dalbergs vom 12. 3. 1808

15 ebd. Bericht vom 23. 4. 1808

16 Im Graben der Festung von Vincennes wurde 1804 der in Ettenheim verhaftete junge Herzog von Enghien
auf Befehl Napoleons erschossen.

17 Stefanie Napoleon, geb. v. Beauharnais (1789—1860), Adoptivtocher Napoleons, Prinzessin von Frankreich
, heiratete den späteren Großherzog Carl (1786—1818), einen Enkel des Großherzogs Carl Friedrich.
Den Ehevertrag hatte Carl Friedrich als Chef des Hauses Zähringen mit Napoleon geschlossen.

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