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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 219
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den 20er Jahren wurde verstärkt die Arbeitstherapie durchgeführt, wonach jeder
Insasse zu arbeiten hatte, z. B. durch die Anfertigung von kleinen Schachteln
u. a. Doch auch die angenehmeren Seiten des Lebens wurden in den Heilungsprozeß
einbezogen. Unter der Leitung von Pflegern bzw. Pflegerinnen
gingen einzelne Abteilungen in den Wäldern der Umgebung spazieren. Andere
unternahmen oft zusammen mit den Ärzten Wanderungen zur Hornisgrinde
und zum Mummelsee, nach Allerheiligen, zum Kutzenstein usw. Jeder dieser
Tage war für die Pfleglinge ein besonderes Erlebnis, gar wenn noch eingekehrt
wurde. Auch die sportliche Betätigung wurde gefördert. Schon Roller hatte
das Turnen für die Kranken eingeführt. Als sehr förderlich für ihren Gesundheitszustand
wie auch ihre psychische Verfassung erwiesen sich die Ballspiele,
die in den zwanziger Jahren mehrmals nachmittags in der Woche unter ärztlicher
Leitung abgehalten wurden. Ein Billardzimmer und eine Kegelbahn waren
vorhanden, und wer schwimmen wolllte, durfte die Badeanstalten des
Hauses besuchen. Auch die künstlerische Seite41 wurde nicht vergessen. Viele
Konzerte wurden veranstaltet, Theater gespielt, oft unter Mitwirkung der
Kranken. Es wurde gesungen, dafür wurde 1861 eigens ein Liederbuch herausgebracht
, das „Illenauer Liederbuch". Eine sehr umfangreiche Bibliothek,
die von einem der beiden Anstaltspfarrer verwaltet wurde, stand den Kranken
wie auch dem Personal zur Verfügung. Vorträge wurden gehalten und Lichtbilder
gezeigt, wozu besonders die Geistlichen bereit waren. Das „Illenauer
Wochenblatt" erschien von 1867—1896 und berichtete neben allgemeinbildenden
Artikeln über die Veranstaltungen, Ausflüge u. a. der vergangenen
Woche. Außerdem erfuhren in ihm die Angehörigen verschlüsselt, wie es ihren
Kranken in der genannten Zeit erging. Bereits vom März 1848 bis Juli 1849
hatte der damalige evang. Anstaltspfarrer Fink eine kleine Zeitschrift, die „Illenauer
Blätter" herausgegeben, die jedoch nur handschriftlich verbreitet
wurde.

Abwechslung brachten während des Jahres die Feste, zu denen sich immer
wieder Gelegenheit bot, so das Weihnachtsfest mit der Bescherung der Ärzte,
des Personals und der Kranken im Kirchensaal, Fastnacht, Ostern und Nikolaus
. Dazu kamen die Geburtstage von Großherzog und Großherzogin, nationale
Festtage, die Jubiläen der Direktoren u. a. Einzelne Abteilungen veranstalteten
auch eigene Feste, so die Frauen im Winter das Spinnstubenfest und
den Elisabethentag. Höhepunkt aber war das im Sommer begangene Gahlenfest
.*2 Dabei trafen sich auf dem Platz hinter der Kirche die Ärzte, das ganze
Personal sowie die Kranken zu einem fröhlichen Volksfest mit Essen und
Trinken, mit Musik der Illenauer Kapelle, mit Kasperletheater, Karussell,

41 Einen Einblick in die vielfältigen Veranstaltungen von 1903 bis 1940 bietet die Chronik der Anstalt Illenau
GLA 65/11731.

42 Die Witwe des 1865 in der Illenau verstorbenen Freiherrn von Gahlen vermachte der Anstalt 4 000 Taler mit
der Auflage, die gemeinsame Grabstätte der beiden auf dem Illenauer Friedhof zu pflegen und jährlich am
Geburtstag des Toten ein Fest für die Kranken abzuhalten. Da der Betrag in der Inflation seinen Wert verlor
, fiel das Fest von 1923 bis 1928 aus. Danach lebte es allerdings in bescheidenerem Rahmen wieder auf.

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