Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 269
(PDF, 65 MB)
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vorschieben. Auf der höchsten Erhebung liegt der Kern des Ortes mit der Kirche
, wo auch die merowingerzeitliche Siedlung zu suchen ist. An seinem leicht
geneigten, langgezogenen Südhang liegt das Gräberfeld ungefähr im Verlauf
der heutigen Hauptstraße (Abb. 4). Es hatte nach den jetzt erst bekannt gewordenen
Funden eine Länge von etwa 170 m und eine Breite im Zentrum bei
der Vogesenstraße von 50 m.

Die festgestellte Belegungsdichte (Abb. 5) läßt auf eine Gesamtzahl von etwa
500 Gräbern schließen, es hat sich demnach um ein sehr großes Gräberfeld gehandelt
.

Die Grabgruben hoben sich nach Entfernen des Oberbodens und Abziehen
der Fläche (Abb. 6) gut durch ihre dunkle Einfüllung im hellen Lehm ab. Anscheinend
war es wegen der Hangneigung zu Abschwemmungen des darüber-
liegenden Bodens gekommen, weswegen die Gräber heute nur noch etwa
0,5—1,3 m tief waren. Viele Gräber sind bereits durch die Kanalisation in der
Vogesenstraße unbeobachtet zerstört worden. Der Anlage der Baugrube dürften
mindestens 20 Gräber zum Opfer gefallen sein. Die Gräber waren alle in
O—W Richtung angelegt, der Kopf lag im Westen mit dem Blick nach Osten,
wie es immer in merowingerzeitlichen Gräberfeldern der Fall ist.

Mehrere Gräber überschnitten sich (Abb. 7), in einigen fanden sich mehrere
Tote, so lagen z. B. vier Skelette übereinander in der großen Grabgrube 8
(Abb. 5). Etwas abgesetzt lag im Osten ein leider ausgeraubtes Kriegergrab,
das, wie ein Kreisgraben zeigt, ursprünglich wohl von einem Hügel überdeckt
war, Hinweis auf eine besondere Stellung des Toten. Ein gut ausgestattetes,
unberaubtes Kriegergrab fand sich in Grab 4. Der Tote, der längs der Nordwand
einer 2,6 m x 1,8 m großen Holzkammer bestattet worden war, besaß
neben einem Gefäß seine ganze Bewaffnung, nämlich eine eiserne Lanzenspitze
, einen Schild, ein kurzes, einschneidiges Hiebschwert (der sogenannte
,,Sax") und ein großes zweischneidiges Schwert (die „Spatha")- Die Schwerter
waren durch Schnallen mit seinem Leibgurt verbunden, der eine große
eiserne Schnalle, ein Gegenbeschläg und ein Rückenbeschläg besaß, die mit
Silbertauschierung verziert waren (Abb. 8, B). Es handelt sich bei diesem Krieger
, der in der 1. Hälfte des 7. Jh. n. Chr. beigesetzt worden ist, zweifellos um
einen freien Hofbauern.

Am interessantesten aber war Grab 3, eine Frauenbestattung aus dem 7. Jh. n.
Chr. An der Nordseite einer großen Holzkammer befand sich eine in O—W
Richtung liegende Hockerbestattung (Abb. 9). Der Schädel und der Oberkörper
lagen auf dem Rücken bzw. Hinterkopf. Etwa von Bauchhöhe an lag der
Körper auf der linken Seite, die Beine extrem angehockt. Die rechte Hand lag
zwischen den Knien der beiden Beine, der linke Arm angewinkelt auf dem Boden
, die angehockten Beine mit dem rechten Arm dazwischen auf dem ange-

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