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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 271
(PDF, 65 MB)
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winkelten linken Arm. Beigaben (Abb. 8, A) waren eine verzierte Röhrenkanne
, ein Beinkamm und Schweineknochen (Abb. 9). Wichtig ist die Beobachtung
, daß durch die beiden Füße ein Eisenmesser gesteckt worden war (Abb.
9), wodurch die Tote im wahrsten Sinne des Wortes in ihrem Grab festgenagelt
worden ist. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf die Angst vor Wiedergänger-
tum der Toten. Die Manipulation der Leiche (Anhocken und Festnageln) wurde
anscheinend erst nach der Beerdigung und einer Wiederöffnung des Grabes
vorgenommen. Wenn auch aus der Merowingerzeit zahlreiche Sonderbestattungen
bekannt geworden sind (beispielsweise Bauchlage), so gibt es nur wenige
Hockerbestattungen aus dieser Zeit, in Südbaden nur noch zwei weitere8.

Grab 3 von Urloffen (und eine weitere Sonderbestattung aus diesem Gräberfeld
) wirft ein Schlaglicht auf den Volksglauben in dieser Zeit, der noch nicht
allzugut erforscht ist.

Das Gräberfeld von Urloffen, das auf eine einstmals große merowingerzeitli-
che Siedlung schließen läßt, gewinnt seine überregionale Bedeutung nicht nur
durch die Lage im bisher fundleeren Raum, sondern vor allem durch die Lage
im Grenzgebiet zwischen Alamannen und Franken. Wird diese Grenze im
Oberrheintal im allgemeinen aus historischen Erwägungen etwa mit dem Verlauf
der Murg im Norden der Ortenau zusammengelegt, so konnte dieses Problem
bisher aus Mangel an Funden nicht archäologisch angegangen werden.

Die Gräber von Urloffen weisen nun aber deutlich fränkischen Charakter auf,
was ebenfalls für das Grab von 1956 gilt, das wohl eine zweite Siedlungsstelle,
vielleicht einen Einzelhof, anzeigt. Dieser Befund und die Lage im Vorfeld des
fränkischen Straßburg könnten darauf hinweisen, daß die Grenze zwischen
Alamannen und Franken doch weiter südlich verlief (vielleicht südlich von Offenburg
).

Dieser kleine Vorbericht, der die Probleme nur andeuten konnte, zeigt, wie
wichtig gerade in so fundleeren Räumen wie der nördlichen Ortenau jede neue
Fundmeldung aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit werden kann. Der Archäologische
Arbeitskreis des Historischen Vereins der Ortenau, der jetzt auch eine
Gruppe in Appenweier gebildet hat, läßt hier sicher in Zusammenarbeit mit
dem Denkmalamt noch zahlreiche wichtige Ergebnisse erwarten9.

8 Freundlicher Hinweis von Herrn Dr. G. Fingerlin, Freiburg: je eine Hockerbesialtung in Reihengräberfeldern
von Singen und Bad Krozingen.

9 So wurden bereits unter anderem Hinweise auf ein merowingerzeitlich.es Gräberfeld bei Appenweier entdeckt
.

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