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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 319
(PDF, 65 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0321
22bändigen „Lehrbuches der Geschichte" und
anderer historischer Werke. Der eigentliche
Chronist der Stadt ist der aus dem Bergischen
Land stammende ehemalige Landgerichtsdirektor
Joh. B. Ferdinand. Sein 100. Geburtstag
am 10. 1. 1980 gab der Mitgliedergruppe
Ettenheim des Historischen Vereins für Mittelbaden
Anlaß, sich mit seinen Arbeiten zu beschäftigen
. In einem Sammelband veröffentlichten
sie die in der „Ortenau", im „Geroldsecker
Land" und in der „Badischen Heimat"
erschienenen Abhandlungen zur Geschichte
Ettenheims und der umliegenden Ortschaften,
damit sie nicht der Vergessenheit anheimfallen
und dem Heimatfreund jederzeit zugänglich
sind. Sie behandeln anhand der Quellen die
Geschichte der Stadt und einiger umliegender
Gemeinden, den letzten der Rohan, der in
Ettenheim nach seiner Flucht aus Straßburg
wohnte und starb, vor allem die Rechtsverhältnisse
der Stadt sowie Begebenheiten aus dem
Rechtsleben. Was an diesen Aufsätzen noch
heute beeindruckt, sind die genauen Kenntnisse
des Verfassers über die Herrschaftsverhältnisse
in den einzelnen Ortschaften der Umgebung
, daneben die klare, volkstümliche Art
der Darstellung, wodurch sie noch heule den
Leser ansprechen. Darum sei den Herausgebern
für ihre Arbeit herzlich gedankt. Mögen
auch andere Mitgliedergruppen veranlaßt werden
, tüchtige aus den Quellen erarbeitete Aufsätze
zur Geschichte ihrer Heimat in einem
Sammelband zugänglich zu machen.
Das Werk wird ergänzt durch ein Verzeichnis
der heimatgeschichtlichen Schriften von Joh.
Ferdinand, zusammengestellt von seinem Sohn
Horst Ferdinand sowie durch Hinweise auf
neuere Literatur zur Geschichte der Stadt Ettenheim
" von H. Kewitz.

H. Sehn.

Hermann Schmid, Die Säkularisation der
Klöster in Baden 1802—1811.

Verlag M. Schober, Überlingen/Bodensee
1980, DM 69.50.

Die 430 Seiten starke, in solidem Buchdruck
ausgeführte Schrift schließt eine über hundert
Jahre alte Forschungslücke und stellt seit
Matthias Erzberger (Die Säkularisation in
Württemberg, Stuttgart 1902) und A.M
Scheglmann (Geschiente der Säkularisation im
rechtsrheinischen Bayern, Regensburg
1903—08) die bedeutendste Abhandlung über
die Enteignung der katholischen Kirche südlich
des Mains zu Beginn des letzten Jahrhunderts
dar. Die Arbeit wurde zwar von den Philosophischen
Fakultäten der Universität Freiburg
als Dissertation angenommen, geht aber weit
über das hinaus, was man gemeinhin von einer

Doktorarbeit verlangen kann, zumal sie von
nicht weniger als 15 tiefschürfenden Einzeluntersuchungen
des Verfassers zur süddeutschen
Säkularisationsgeschichte und zu landes- und
kirchengeschichtlichen Themen abgestützt
wird.

Auf der Grundlage von ungewöhnlich umfangreichen
Aktenstudien in Karlsruhe, Donaueschingen
und Stuttgart, die er der Auswertung
der vielfach fehlerhaften und oberflächlichen
Literatur voranstellte — eine bemerkenswerte
Methode! —, schildert Schmid den Verlauf
und die Folgen der Säkularisation in Baden,
und zwar speziell den Untergang von über hundert
klösterlichen Niederlassungen im Bereich
des damaligen Kurfürsten- und Großherzogtums
. Nach einer nicht zu knapp gehaltenen
Begriffsbestimmung und Vorgeschichte der
Säkularisation (Reformation, Jesuiten, Joseph
IL) bietet er einen mehr allgemeinen Überblick
über dieses Ereignis in Baden, wobei er auf die
verschiedenen Spielarten (Übergang der weltlichen
Hoheitsrechte der Prälaten an die Landesherrschaft
einerseits, Wegnahme der Vermögenswerte
andererseits) und auf den verschiedenartigen
Verlauf der Aufhebung der
Herren- und der Bettelorden abhebt.

Das Kernstück der Arbeit ist die Untersuchung
des Untergangs eines jeden Ordenshauses in
Baden, wobei der Autor mit viel Liebe zum
Detail Auskunft gibt über die letzten Insassen,
das liegende und fahrende Vermögen, besondere
Vorkommnisse bei der Auflösung, über
das Schicksal der Gebäude usw. Dieses Kernstück
ist aus gutem Grund nach dem territorialen
Prinzip aufgegliedert. Durch eingehende
Vorbemerkungen wird auf die besonderen Gegebenheiten
des jeweiligen Teilstaates hingewiesen
. Schmid setzt ein mit den Klosterauflösungen
im badischen oberen Fürstentum (Bodenseegebiet
), wo sich das Sterben der
Mendikanten-Konvente dadurch verzögerte,
daß sie zuerst an den Deutschen Orden fielen,
und fährt fort mit der Schilderung der Verhältnisse
im vorderösterreichischen Breisgau und
in der Ortenau, die durch die Ansprüche der
Malteser-Ritter auf die dortigen Klöster und
durch den auswärtigen Besitz einiger Stifter, so
St. Blasiens in der Schweiz und in Württemberg
, äußerst kompliziert waren. Es schließt
sich Mittelbaden an mit uralten Abteien wie
Schwarzach und Ettenheimmünster. Die Betrachtung
der gemischt-konfessionellen
rechtsrheinischen Pfalz führt gewissermaßen
zu einem Ausflug nach Bayern. Denn in der
Pfalz hatten sich noch einige Monate vor dem
Regentenwechsel im Herbst 1802 Kurfürst
Max Joseph und sein freimaurischer Minister
Montgelas betätigt und Karl Friedrich von Baden
vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Un-

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