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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 49
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re in der Fremde waren freilich eine Zeit schweren Ringens in großer Armut
und in ungewohnter Umgebung bei verständnislosen Lehrern in einer lieblosen
Klasse. Nach dem Überwechseln in das Großherzogliche Gymnasium13
war Wilhelm aber bald der beste Lateinschüler, wie seine Begabung und seine
Interessen zeitlebens den Geisteswissenschaften galten.

Der Schwerpunkt seiner Autobiographie liegt auf diesen Karlsruher Jahren,
der Begegnung mit eigenwilligen, guten Lehrern — herausragend der Lateinlehrer
Brandström (rede: Klinkoström) und in der letzten Klasse Direktor Gustav
Wendt, ein exzellenter klassischer Philologe und Verfasser einer griechischen
Grammatik —, dem Zusammenleben mit seinen Klassenkameraden, vor
allem aber der Begegnung mit den für sein Leben bestimmenden Autoren der
klassischen Antike. Das humanistische Gymnasium erstrahlt bei Hausenstein
in den leuchtendsten Farben.

Bereits den Primaner und Abiturienten beschäftigte eine religiöse Frage, die er
in ein ungewöhnlich schönes, ja dichterisches Bild kleidet: „Wie aber: wenn
Kreuz und Säule sich zusammen vertrugen, ja ineinander übergreifen konnten
", — Hat man je die Symbole des christlichen Humanismus in solcher Verbindung
gesehen? — „weshalb dann war das Christentum gar in sich selbst gespalten
? Da blieb, so fühlte er, etwas zu ordnen. Ihm war, als werde seine persönliche
Zukunft von dieser ernstesten aller Angelegenheiten nicht ausgeschlossen
bleiben".14 Nach der Darstellung der Spannung, die es wegen seiner
Taufe zwischen den konfessionell gemischten Familien gegeben hatte, und der
Beschreibung des „Ewigen Lichtes", das dem Buch den Namen gab, bei der
Totenmesse für den Vater: die dritte und nun deutliche Ankündigung seiner
Konversion, wie überhaupt das Buch die gültige Darstellung einer
Konversion15 in deutscher Sprache hätte werden können, nachdem solche in
anderen Sprachen schon vorlagen, im Englischen etwa von John Henry New-
man. Worauf es Hausenstein ankam, sagte er im entscheidenden Gespräch in
vielzitierten Worten so: „Ich glaube, aus der Geschichte meines Lebens das
Ergebnis entnehmen zu dürfen, daß ich den Weg von Ihm zu Ihm gefunden
habe, wiewohl über einen exzentrischen Bogen: den Weg von Gott — wo nicht
über einen grellen Unglauben, so doch über eine weit fortführende Entfremdung
zu Gott zurück".16

Die Konzeption der Autobiographie Hausensteins ist schlichtweg als genial zu
bezeichnen. Um nicht immer in der Ich-Form reden zu müssen und dem Mißverständnis
, er wolle sich in einem günstigeren Licht zeigen17, als ihm zukom-

13 Mein Leben, erzählt für meine Tochter. Schiller-Nationalmuseum, Deutsches Literaturachiv, Marbach a.N.
(unveröffentlicht).

14 Lux Perpetua, S. 356. Vgl. auch H.-G. Falkenberg, in: Hochland 6./1949, S. 612.

15 Vgl. W., in: Die Besinnung. Nürnberg, 1949, S. 140 und Gustav Hillard, in: Merkur 1949, S. 1145.

16 Lux Perpetua, S. 23.

17 Vgl. Max von Brück, Bücher von heute. In: Die Gegenwart, 1948, S. 17.

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