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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 50
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me, zu entgehen, ließ Hausenstein sein Leben dem „Kunstschriftsteller" Christian
Hercynius — einem Schwarzwälder Christen oder einem christlichen
Schwarzwälder18 — widerfahren. Dieser bittet seinen Vetter und Freund, den
„erzählenden Schriftsteller"19 Johann Armbruster, seine Lebensgeschichte zu
schreiben, wozu sich Armbruster unter Verwendung von Hercynius'
Gelegenheitsschriften20 bereiterklärt. Was daraus wurde, ist — jedes Wort —
ein funkelndes Juwel, geistvoll, schimmernd in der Brechung der Farben mit
den Augen des einen und des anderen und von je verschiedenen Zeiten aus gesehen
. Sind diese Perspektiven originell, so sind Ethos und Motivation die
gleichen wie bei Stifter, den Hausenstein aufs höchste geschätzt und ihn als
„seinen"21, mehrfach auch als „helfenden" Dichter22 bezeichnet hat. „Nicht
um Worte ist es zu tun und um den, der sie redet, sondern daß sie Gutes wirken
und daß ihnen dazu die Kraft gegeben sein möchte".23 Wie Hebel wollte
Hausenstein sich „an die frommen Gründe in den menschlichen Gemütern
wenden".24

In aller epischen Breite, bei großer darstellerischen Freude fließen Hausensteins
Erzählungen und „Erdichtungen"25, wie er zu Beginn gesteht, durch
sein Werk von 440 Seiten, und gleichsam alle Manuale stehen ihm zur Verfügung
, auf deren Tasten er in vielen Tönen, leisen, hellen und geheimnisvollen,
aber auch in Moll die Melodien seiner Jugendzeit, in ihrem Umkreis die der
letzten zwei Jahrzehnte des zu Ende gehenden Jahrhunderts, spielt.

Die unvollendete Autobiographie ist von der Kritik bei ihrem Erscheinen mit
Recht als dichterisches Kunstwerk verstanden worden. Hans-Geert Falkenberg
fand Parallelen zu dem gleichzeitig von Thomas Mann im Exil geschriebenen
Roman „Dr. Faustus"26. Otto Bernhard Roegele reihte das Buch gar
bei Walafried Strabos Hymnen an die Insel Reichenau, bei den Werken Weinbrenners
, den Landschaften Thomas und den Gedichten Hebels ein27. Mit
dem gleichen Recht könnte man es den „Confessiones" des heiligen Augustinus
zur Seite stellen. In der großen Tradition des deutschen Entwicklungsromans
steht es ohnehin. In einer Zeit erzwungener publizistischer Untätigkeit
und höchster existentieller Unsicherheit begonnen, strömen die Seiten Ruhe,

18 Vgl. Walter Dirks, in: Frankfurter Hefte. 1950, S. 647.

19 Lux Perpetua, S. 25.

20 Ebda., S. 24.

21 Ebda., s. 31; Licht unter dem Horizont, S. 376.

22 Licht unter dem Horizont, S. 129, 179.

23 Lux Perpetua, S. 31.

24 Ebda., S. 23.

25 „Daß sich bei diesen dichterischen Vorträgen und Erzählungen nicht auch Erdichtungen mit eingeschlichen
haben sollten, läßt sich gar nicht läugnen; nur kümmerte dies die Alten nicht." Aus der Einleitung eines
mythologischen Wörterbuchs von 1821 (Motto für Lux Perpetua).

26 Hans-Geert Falkenberg, in: Hochland 6./1949, S. 612.

27 O. B. Roegele, Liberalitas Badensis, in: Festgabe für W. Hausenstein. Zum 70. Geburtstag. München 1952,
S. 56.

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