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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 52
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phengruppe in Karlsruhe gibt er einen Hinweis auf seine monumentale Darstellung
des nackten Menschen in der Kunst aller Zeiten und Völker. Der radikale
sozialistische Mitschüler: auch Hausenstein war eine Zeitlang Mitglied
der SPD. „Liebesabenteuer", die, harmlos, doch „noch keine sind"35, weisen
auf seine glückliche Ehe hin.

Spätestens jetzt wird der Leser von heute auch nach Gesellschaftskritik fragen
. War sie in der glücklichen Welt zu Ende des letzten Jahrhunderts zu erwarten
? Hat nicht Hausenstein das Häßliche umgangen, ausgeklammert, von
sich ferngehalten? Das Buch enthält Zeitkritik genug, freilich nicht in aufdringlicher
Art. In einer Zeit der Verfälschung aller Werte wollte Hausenstein zeigen
, was er „im echten Sinne des Wortes für deutsch halte"36, indem er die
humanistische Bildung in geradezu olympische Höhen erhob. Wie leichtfertig
das gebildete Bürgertum mit seinen Bildungsgütern umging, wie frivol sie verspielt
wurden: Hausenstein brauchte den Verfall nicht ausdrücklich zu schildern
. Gesellschaftskritik ja, aber anders als gewohnt und so aktuell wie nur
denkbar.

Lux Perpetua wurde konzipiert, als der Autor seine Pariser Jahre im diplomatischen
Dienst noch vor sich hatte. Es ist nicht zu sehen, wie er bei der Beschreibung
seiner Aufgabe als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland
aus seiner doppelten Pseudonymität (Armbruster — Hercynius) hätte heraustreten
können.37 Zusammenhängend Biographisches findet sich erst wieder in
den Tagebüchern aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, danach in den „Pariser
Erinnerungen"38 und in seinen letzten Tagebuchaufzeichnungen39 — bedeutsame
Bücher, wenn sie auch die künstlerische Höhe von Lux Perpetua
nicht erreichen wollten.

Die Schulzeit in Karlsruhe schloß Hausenstein mit glänzendem Ergebnis ab.
Seinen ersten Universitätslehrer lernte er bereits als Prüfer beim Abitur kennen
: Otto Crusius, den hervorragenden Gäzisten, der ihn aufforderte, bei ihm
in Heidelberg zu studieren. Die Absicht, neben der klassischen Philologie
auch evangelische Theologie zu belegen, hatte ihm der Gymnasialdirektor auszureden
versucht. So waren Hausensteins Studienfächer Philologie, Geschichte
, Philosophie und Nationalökonomie, Theologie nur kurze Zeit. Zur Kunstgeschichte
führte ihn Henry Thode. Dessen Vorlesungen waren nur einer privilegierten
Studentenschaft zugänglich, Hausenstein gehörte ihr an40. Er
schrieb im dritten Semester die ersten Seminararbeiten über „Des Knaben

35 Lux Perpetua, S. 419.

36 Licht unter dem Horizont, S. 370.

37 Vgl. Peter Härtling, in: Vergessene Bücher, S. 154.

38 Wilhelm Hausenstein: Pariser Erinnerungen, München 19613

39 S. Anmerkung Nr. 4.

40 Vgl. Johannes Werner, Wilhelm Hausenstein aus Hornberg. Ein Lebenslauf, in: Badische Heimat 1981,
Heft 4, S. 49.

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