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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 53
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Wunderhorn" und „Definitionen des Tragischen bei Schiller"41. 1920 sehen
wir ihn in Tübingen mit dem Thema „Die philosophische und kirchenpolitische
Stellung des Bischofs Otto von Freising"42 beschäftigt. Im Anschluß daran
machte er das Einjährig-Freiwillige bei der Feldartillerie, erlitt aber einen
physischen Zusammenbruch und durfte den Militärdienst aufgeben.

Die dritte Universitätsstadt war München. Dort beeindruckten Hausenstein
besonders Theodor von Heigel und der Sozialpolitiker Lujo Brentano. Das
Universitätsstudium schloß Hausenstein mit dem Doktordiplom ab, wie nicht
anders zu erwarten, mit „summa cum laude". Thema der Dissertation war
„Die Wiedervereinigung Regensburgs mit Bayern im Jahre 1810 (Zur Beurteilung
Karls von Dalberg)"43. Damit hätte Hausenstein die Grundlagen für eine
glänzende akademische Laufbahn geschaffen, wenn er sich nicht bereits politisch
für die Sozialdemokratie festgelegt hätte, der er von 1907 bis 1919 zugehörte
. Zudem war ihm ein reines Gelehrtenleben zu wenig, auch zu einseitig.
Der Überzeugung, der Akademiker dürfe sich aus Verantwortung dem politischen
Engagement nicht verschließen, blieb er sein Leben lang treu.

Zunächst aber schien sein Leben einen recht bequemen Verlauf zu nehmen, ja
sogar zu einer Art Stillstand zu kommen. Auf Vorschlag seines Lehrers von
Heigel wurde er 1906 in Paris Vorleser der Exkönigin Marie-Sophie von Neapel
, einer Wittelsbacherin, die für seine sozialistischen Neigungen Sympathien
empfand. Hausenstein hatte ihr täglich eine Dreiviertelstunde vorzulesen —
eine alles andere als anstrengende Aufgabe — und die Königin auf ihren Spaziergängen
zu begleiten. Die Nachmittage waren meist frei, wie sich Theodor
Heuß, sein Freund in jenen Jahren und das ganze Leben hindurch, noch im
hohen Alter erinnerte44. Heuß, den er im Hörsaal in München kennengelernt
hatte, konnte Hausenstein die Schätze und die Pracht der französischen
Hauptstadt zeigen.

Nach seinem Aufenthalt in Paris studierte Hausenstein noch einmal in München
Kunstgeschichte bei Karl Voll. München wurde die Stadt seiner Liebe.
Das Leben dort in seiner sinnlichen, liberalen, konservativen, katholischen,
rustikalen Widersprüchlichkeit45 schlug Hausenstein in seinen Bann, so sehr
daß er — rechnet man Tutzing als zu München gehörig ein — dieser Stadt die
Treue hielt über den Tod hinaus. München hat ihm viel zu verdanken, auch
manche in Liebe geschriebene Kritik.46

41 Walther Migge, Wilhelm Hausenstein. Wege eines Europäers. Katalog einer Ausstellung. Stuttgart 1967,
S. 26.

42 Ebda., S. 27.

43 Ebda., S. 31.

44 Theodor Heuß, Würdigungen, Reden Aufsätze und Briefe aus den Jahren 1949—1955, S. 300.

45 Vgl. Leopold Zahn. In: Das Kunstwerk. Eine Zeitschrift für alle Gebiete bildender Kunst. Krefeld u. Baden-
Baden 1956/58, S. 38.

46 München. Gestern, Heute, Morgen. Vortrag am 27. Juli im Theater am Brunnenhof. München 1947; Liebe
zu München, München 1958. Vgl. auch Migge, a.a.O., S. 95.

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