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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 54
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0056
Der in der Geisteswissenschaft Gebildete erlebte nun eine Phase unerhörten
produktiven Schaffens, aber trotz rascher Erscheinungsfolge vieler und umfangreicher
Werke litt die Brillanz seines Stils keinen Augenblick. Sein Schreiben
war immer auch ein Ringen mit der deutschen Sprache47. Fast überall, wo
Hausenstein begann, betrat er Neuland, wurde er zum unübersehbaren Anreger
und Initiator, aber auch zum Bewahrer. Er hob den durch seinen „Spaziergang
nach Syrakus" einst berühmt gewesenen Reiseschriftsteller Johann
Gottfried Seume wieder aus der Versenkung, indem er dessen ausgewählte
Schriften herausgab. 1913 ließ er Werke keines Geringeren als Georg Büchners
wiedererscheinen.

Noch als Vorleser in Paris publizierte Hausenstein in den „Süddeutschen Monatsheften
" eine Untersuchung über Karl Ludwig Sand48, den Mörder Kotze-
bues. Für die Weltgeschichte von Pflugk-Hartung49 verfaßte er den Abschnitt
„Die Zeit der nationalen Einigung". Ebenfalls vor dem Ersten Weltkrieg
schrieb er Bücher über Brueghel50, den nackten Menschen in der Kunst aller
Zeiten und Völker51, die großen Utopisten (Fourier, Saint Simon, Owen)52,
die bildende Kunst der Gegenwart53. Während des Krieges lieferte er Beiträge
für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen. 1916/17 war er Redakteur des
„Beifried"54, der „Kriegszeitung der IV. Armee", in Brüssel. Nach dem Krieg
gab er mit Ephraim Frisch den „Neuen Merkur"55 heraus und hatte die Leitung
des „Ganymed"56 inne.

Der junge Gelehrte fühlte sich von der damals neuen Soziologie tief beeindruckt
, wie denn auch seine ersten großen Werke ohne soziologische Lehrer,
ohne Karl Marx, undenkbar wären. Mit größter Eindringlichkeit betonte
Hausenstein den Unterschied seiner Konzeption der Kunstbetrachtung von
der bisherigen, nämlich „in allem Geschichtlichen stets nach den Regungen
des Individuellen"57 zu suchen. Seine Sicht der Kunst ist, sie soziologisch zu
betrachten58. Damit machte Hausenstein einen Anfang, jedenfalls in Deutschland
; so hat er zugleich in der Kunstwissenschaft Geschichte gemacht. Spätere

47 Vgl. W. Hausenstein, Impressionen und Analysen, S. 223.

48 W. Hausenstein, Karl Ludwig Sand, in: Süddeutsche Monatshefte. Stuttgart 1906, H. 8.

49 Weltgeschichte. Band VI. Neuzeit seit 1815. Hrsg. von J.v. Pflugk-Hartung, Berlin 1910.

50 Der Bauern-Brueghel. Mit 66 Abbildungen nach Gemälden, Kupferstichen und Zeichnungen, München
1910.

51 Der nackte Mensch in der Kunst aller Zeiten. München 1911. Mit mehr als 700 Abbildungen. München
1913.

52 Die großen Utopisten (Fourier, Saint Simon, Owen). Berlin 1912.

53 Die bildende Kunst der Gegenwart. Malerei, Plastik, Zeichnung. Stuttgart, Berlin 1914.

54 Beifried. Eine Monatsschrift für Gegenwart und Geschichte der belgischen Lande. Vgl. auch Migge, S. 52.

55 Der Neue Merkur. Monatshefte. Hrsg.: E. Frisch und W. Hausenstein München.

56 Ganymed. Jahrbuch für die Kunst. Hrsg. von Julius Meier-Graefe. Geleitet von W. Hausenstein. München.

57 W. Hausenstein. Die Kunst und die Gesellschaft. München 1916, S. 1.

58 Ebda., S. 2 „Unser Suchen nach dem Sozialen ist nicht fakultativ. Es ist nicht ein geistiger Sport. Es ist eine
Notwendigkeit unseres heraufdrängenden Lebensgefühls; und wir können ebenso gut Selbstmord begehen
wie ihr ausweichen.**

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