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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 57
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Mit allem, was Hausenstein schrieb, stand er — noch einmal — in großer Tradition
: Auch die Reiseliteratur hatte sich in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert
zu klassischer Höhe erhoben. Seumes „Spaziergang nach Syrakus",
Goethes „Italienische Reise", Fontanes „Wanderungen durch die Mark
Brandenburg". . . diesen Werken des „Deutschen in der Landschaft"79 fügte
Hausenstein seine Interpretationen hinzu; nicht nur in der Absicht, etwa zur
Unterhaltung beizutragen, sondern als Humanist, um mit einer Literatur, die
viele Leser erreicht, das kulturelle Erbe, das bedrohte, eines Europa bewahren
zu helfen, das einst, als Begriffe wie als Realitäten, Menschlichkeit, Menschenfreundlichkeit
, Menschenwürde hervorgebracht und der Welt als sein
Bestes dargeboten hatte. So ist Hausenstein auch ein Klassiker der Reiseliteratur
. Goethes Verse aus dem „Lied des Türmers"

Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,

auf Hausenstein treffen sie zu.

Ist das Schreiben eine Kunst, so ist es das Sehen nicht minder. Hausenstein beobachtete
mit den Augen, mit dem Herzen, seiner Bildung die geographischen
und historischen Dimensionen einer Stadt, eines Palastes, eines Kunstwerks,
eines Landes. Und da er sich auch hier jedes Wort abrang, bis er die Veröffentlichung
verantworten zu können glaubte, wurde die Landschaft zum Gemälde
, wie er, wenn er ein Gemälde deutete, auch gern von der Landschaft
sprach, in der es entstanden war80. Nach der Lektüre des „Reisetagebuches eines
Europäers"81, der „Europäischen Hauptstädte"82, der „Wanderungen
auf den Spuren der Zeiten"83 oder der „Badischen Reise"84 kann man, was er
beschrieb, durchaus mit seinen Augen sehen und erleben: einen Schwarzwaldhof
, das Gutachtal, das Kinzigtal so gut wie Salzburg oder Athen, Südfrankreich
, Italien oder das Mittelmeer.

Es fällt auf, daß die bereisten Länder ohne Ausnahme zum Imperium Roma-
num zählen und der Limes auch für Hausenstein eine Grenze bildete. Nach
seinen Reiseberichten zu schließen, hat Hausenstein nie den Kanal überquert,
auch Amerika blieb ihm fremd. Er beschrieb die romanische Welt — und jenes
Deutschland, das von ihr berührt war.

Seit 1918 war Hausenstein Mitarbeiter und Redakteur der „Frankfurter Zeitung
", der „Münchner Neuesten Nachrichten", Mitherausgeber des „Neuen
Merkur", von 1934—43 leitete er das „Literaturblatt" und die Seite „Die

79 Rudolf Borchardt. Der Deutsche in der Landschaft. München 1927.

80 Vgl. zum Beispiel: „Der wunderbare Fischzug" (von Konrad Witz) in: Das Gastgeschenk. Wien, München
1923, S. 39ff.

81 Reisetagebuch eines Europäers. München 1964.

82 Europäische Hauptstädte. Erlenbach 1932.

83 Wanderungen auf den Spuren der Zeiten. Frankfurt/M. 1935.

84 Badische Reise. München 1930.

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