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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 66
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vergriffener Bücher wurden vorbereitet, Zeitungsartikel geschrieben, Radiovorträge
gehalten. Dazu kam eine ausgedehnte Korrespondenz und nicht zuletzt
die Niederschrift der „Pariser Erinnerungen".

Der an vorderster Stelle mit politischen Erfahrungen Ausgestattete beobachtete
das Weltgeschehen jetzt eher noch sorgenvoller als zuvor. In Paris gingen
die Dinge nicht in seinem Sinne weiter124, blieben gute Ansätze stecken; die
Moskaureise Adenauers verfolgte er in des Wortes wahrer Bedeutung in leidenschaftlicher
Anteilnahme; dem Ergebnis, der Aufnahme diplomatischer
Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland mit der Sowjetunion, stand er
nicht nur skeptisch gegenüber, er lehnte sie ab. Hausenstein befürchtete verstärkte
kommunistische Umtriebe, hier wie überall in der Welt.

Seine Bedenken konnte Renee-Marie im Palais Schaumburg dem Regierungschef
bei der Teestunde im Beisein ihres Vaters vortragen, und der Kanzler, der
angeblich so spröde, unzugängliche Kanzler, ließ sich zu einem „sehr bewegenden
Gespräch"125 mit dem Mädchen herbei, in dem er offensichtlich die
deutsche Jugend vertreten sah. Diesem Tagebucheintrag verdanken wir außerdem
die zweimalige Feststellung, Adenauer habe vor ihrem Eintreten
geweint126. Meines Wissens sind solche Züge des ersten Bundeskanzlers kaum
sonst bekannt gemacht worden.

Die „Pariser Erinnerungen" enthalten eine großartige Charakteristik
Adenauers127, die „Letzten Aufzeichnungen" solche von anderen „Männern
der ersten Stunde": von Brentano, von Merkatz, Gerstenmaier, Strauß,
Schäffer, Hallstein, Wohleb, Wehner u.a.; freilich dürften nicht alle eine reine
Freude am Studium ihres Charakters und an der Beurteilung ihrer Tätigkeit
durch Hausenstein empfunden haben. Die „Pariser Erinnerungen" enthalten
außerdem eine hochsensible Situationsbeschreibung des Frankreich der 50er
Jahre.128

Geehrt wurde Wilhelm Hausenstein auf vielfache Weise: 1948 wurde er Mitglied
, 1950 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste; 1949 ernannte
ihn die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu ihrem
Ehrenmitglied, die Academia Goetheana in Sao Paulo zum Ehrenmitglied
, der Badische Staat verlieh ihm für Lux Perpetua den Hebel-Preis. 1950
wurde er Mitglied der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, im
gleichen Jahr Mitglied des PEN Club. 1952 wurde ihm das Große Verdienstkreuz
der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband verliehen.
1954 ehrte ihn die Stadt München mit ihrem Literaturpreis. Frankreich zeich-

124 Ebda., S. 108.

125 Ebda., S. 73f.

126 Ebda., S. 73.

127 Ebda., S. 69—119.

128 Ebda., S. 151.

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