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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 69
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0071
Kinzigtäler pilgerten einst nach Santiago de Compostela

Festvortrag, gehalten auf der Jahresversammlung am 18. Oktober 1981
in Zell a.H.

Thomas Kopp

Einführung

Neben Jerusalem und Rom war einer der besuchtesten Wallfahrtsorte des Mittelalters
, besonders zur Zeit der Kreuzzüge, Santiago de Compostela in der
Landschaft Galizien des nordwestlichen Spaniens, nicht fern des Atlantischen
Ozeans. Grund dafür war das Grab des Apostels Jakobus des Älteren unter
dem Hochaltar der dortigen Kathedrale. Sohn des Fischers Zebedäus und der
Salome, älterer Bruder des Evangelisten Johannes, stand er Jesus besonders
nahe, dessen Verklärung auf Tabor er zusammen mit Petrus und Johannes
schauen durfte. Als erster der Apostel erlitt er in Jerusalem den Martyrertod.
Fest: 25. Juli (Jakobitag). Nach alter spanischer Überlieferung soll er das
Christentum in Spanien gepredigt haben und nach Vollendung seines Auftrages
nach Jerusalem wieder zurückgekehrt sein, wo ihn Herodes Agrippa 44
n.Chr. enthaupten ließ. — Die Behauptung, Jakobus habe in Spanien missioniert
, ist geschichtlich unhaltbar und wurde darum aufgegeben.

Die Wallfahrt nach Santiago de Compostela begann, als zu Beginn des 9.
Jahrhunderts der Bischof Theodomir von Iria Flavia die Kunde verbreitete, er
habe an der Stelle, wo heute die Kathedrale von Santiago steht, die Gebeine
des Heiligen gefunden, die dorthin auf göttliche Veranlassung übertragen
worden seien. Viele Pilger, Geistliche, Ritter, Handwerker, Spielleute u.a. zogen
alsdann hinab in der Zuversicht, dort Heilung von ihren Leiden zu finden,
aus der Pflicht, ein Gelübde zu erfüllen, aber auch aus dem Verlangen, fremde
Gegenden zu sehen und andere Kulturen zu erleben. Die Reise war lang, beschwerlich
, ja sogar gefährlich, so daß die Pilgerstraßen oft durch Truppen
geschützt werden mußten. Die Pilger im langen Pilgergewand, mit dem Stab
und der Muschel am Hut, zogen auf festgelegten Straßen, an denen Kapellen
und Kirchen zu Ehren des Heiligen oder Wegkreuze die Richtung wiesen, und
fanden Herberge vor allem in den großen Benediktinerabteien, wo sie im
Krankheitsfall auch gepflegt wurden. Ausgangspunkte der Pilgerreise waren
in Frankreich Paris, Vezelay, Le Puy und Arles. Bei Roncesvalles oder Som-
port wurden meist die Pyrenäen überschritten, für die durch die lange Reise
erschöpften Wallfahrer ein anstrengendes, aber auch gefährliches Wagnis. Bei
Pamplona vereinigten sich die Pilgerwege, und weiter gings über Burgos und
Leon zur Stadt des hl. Jakobus.

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