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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 82
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Auch heute blühen rings um die Wallfahrtsstätte die „Geschäfte", wobei die
Azabaches, kleine aus Kohlenstein (Lignit) geschnitzte Santiago-Figuren und
Muscheln auf ein aus dem 13. Jahrhundert überliefertes Kunsthandwerk zurückgehen
.

Der Heimweg

Mit Singen und Beten, Bußetun und Ausruhen füllten die Kinzigtäler die
Santiago-Tage aus. Dann traten sie — jetzt hatten sie das Recht, die Muschel
zu tragen — den Heimweg an, der keinesfalls leichter war als die Herreise.
Nicht immer war das Wetter schön, und neben der Golddistel blühte oft auch
die Totenblume (Asphodill) am Weg . . . „Starb auf St. Jacobs Straßen"
steht im Archiv neben einem Bericht über den Auszug.

1520 ist Klaus Neidenstein aus „fußerspach (Fußbach) vf sant Jacobs Stroß"
gestorben. Die Angabe findet sich im „Gengenbacher Fallerbuch".28 Es war
Vorschrift, daß für jeden, der im Gebiet des Klosters starb, an dieses als
„Leibfall" das beste Stück der Hinterlassenschaft geliefert werden mußte, im
vorliegenden Fall die beste Kuh.

1521 ist ein Jakobsbruder zu Stöcken (in der Herberge?) gestorben. Für diesen
Leibfall blieb nur ein „bylger Stab", „hat nit bessers gehan".29

1602 fanden die Klosterleute bei der Witwe eines Jakobsbruders als bestes
Stück für den Leibfall nur den „Jacobs-Brieff" und besiegelte Urkunden.30

*

Wir können uns vorstellen, wie für die, welche glücklich in die Heimat zurückkehrten
, die Wallfahrt nach Santiago zeitlebens ein großes Ereignis blieb und
sie noch als Greise — an Winterabenden auf der Ofenbank sitzend — ihren
Enkeln davon erzählten . . .

*

Wenn wir von der Gegenwart her die Pilgerreise der Kinzigtäler überblicken,
könnten wir sie unter den Symbolen „Golddistel und Muschel" zusammenfassen
. Die Golddiste' am Wanderpfad als Zeichen des Drangs in die Ferne,
die Muschel am Hut, Stab und Mantel als Beweis, daß man nach erreichtem
Ziel heimkehrt. Ferne und Heimat: die Pole, zwischen denen sich die Kinzigtäler
Pilger bewegten.

28 GLA Gengenbacher Fallerbuch 66/2793

29 ebd. 70/2793

30 ebd. 3. 1. 1602

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