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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 84
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Die Grafschaft griff im Norden auf heute pfälzische Gebiete über (das Amt
Lemberg mit Pirmasens), auf das heutige Lothringen (Bärenthal), griff auch
über den Hagenauer Forst (Amt Wörth und Hattgau), umfaßte katholisch gebliebene
Abteien (Neuweiler), verschiedenartige Exklaven wie das stadtnahe
Wolfisheim, das stark von Winzern und Waldarbeitern geprägte Westhofen-
Baibronn und schließlich unsere beiden Ämter Lichtenau und Willstätt. Das
Ganze regiert von einer bescheidenen Residenzstadt aus, Buchsweiler, der alle
Attribute einer Hauptstadt fehlten.

Eine bewegte Geschichte

Der Ursprung der Dynastie Lichtenberg verliert sich im Dunkel der Geschichte
. Erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts werden Lichtenberger erwähnt, kleine
Feudalherren, die sich nach einer Burg benannten, die auch heute noch einige
Kilometer nördlich des Städtchens Ingweiler inmitten weitläufiger Wälder
liegt. 1202 finden wir einen Rudolf von Lichtenberg als Kanonikus, also
als Stiftsherr des Straßburger Münsterkapitels. Noch weitere 14 zur Großjährigkeit
gelangte männliche Mitglieder der Familie brachten es zum Titel eines
Straßburger Domkapitulars, drei andere gar zum Bischof. Einer von ihnen,
Konrad III. von Lichtenberg, begann 1276 den Bau der Westfassade des Münsters
und dehnte den territorialen Besitz auf das rechte Rheinufer aus. 1274
gab er seinem Neffen das Dorf „Bische am hohen Steg" zum Lehen und gründete
die „Stadt" Lichten-, nicht -berg, sondern -au. Es könnten gerade diese
Verbindungen zum Straßburger Bischofsstuhl gewesen sein, die es erlaubten,
daß gegen Ende des 13. Jahrhunderts die beiden Ämter Willstätt und Lichtenau
an die Lichtenberger kamen. Von dieser Zeit an teilten sie das Geschick
der übrigen Lichtenberger Territorien.

Eine komplizierte Erbschaft

Kurios waren die Sitze der Ämter. Das eine Amt hieß Willstätt, aber der Amtmann
und die gesamte Verwaltung saßen in Kork, während das gesamte Amt
Lichtenau von Rheinbischofsheim aus regiert wurde. Nachdem die Brüder
Ludwig V. (1471) und Jacob I. (1480) gestorben waren, wurde eine Teilung
zwischen den Erben vorgenommen. Einen Teil (darunter das Amt Lichtenau-
Offendorf) erhielten die von Zweibrücken-Bitsch, den anderen die von
Hanau-Babenhausen. Unser Amt Willstätt wurde von beiden Herrschaften
verwaltet, bis die gesamte Grafschaft unter Philipp V. im 16. Jahrhundert
(1560—70) wieder vereinigt wurde.

Durch Erbschaft fiel die gesamte Grafschaft 1736 an das Haus Hessen-
Darmstadt. Der elsässische Teil wurde im Sommer 1791 endgültig der Republik
der blau-weiß-roten Revolutionäre einverleibt; der rechtsrheinische Teil
hörte 1803 auf, hessen-hanau-lichtenbergisch zu sein. Er wurde badisch, keinesfalls
zur Zufriedenheit der Einwohner, denen das Abstreifen einer jahr-

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