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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 101
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0103
daß „Printz Louis uff einen Hirsch gefehlet, weilen er gar eylfertig vom
Pferdt herabgesprungen undt uff einen Hirschen, so nit fortgewollt, Fewer gegeben
", oder daß „Printz Louis eine Sau ahn dem Stand uff dem Hübel" verfehlt
habe2; aber solche Fehlschüsse kamen selten vor und waren sicherlich
verzeihlich, denn der Schütze war erst dreizehn Jahre alt. Ein viel größeres
Unglück widerfuhr dem Großvater, Erbprinz Ferdinand Maximilian, als er an
einem Jagdvergnügen des kurpfälzischen Hofes teilnahm. „Die badische Fürsten
fuhren mit dem Churfürsten in Einem Wagen von Heidelberg weg. Sie
hatten ihre Rohre selbst bey sich. Unterwegs gieng das Rohr des Prinzen Ferdinands
, welches er selbst in Händen hatte, unvermuthet los; es zerschmetterte
ihm die Hand so sehr, daß sein Angesicht von seinem Blute gefärbt wurde und
das Feuer ihm die Haare am Haupte und an den Augenbrauen versengte. Man
suchte ihn durch angewandte Mittel zu retten, der Brand ergriff aber nach wenigen
Tagen den Arm, und, da man diesen abzunehmen versaumete, mußte er
(. . .) seinen Geist aufgeben, im vier und vierzigsten Jahre seines Lebens."3
Der Urgroßvater schließlich, Markgraf Wilhelm, hatte jenes Jagdhaus mitten
im wildreichen Hardtwald zwischen Bruchhausen und Mörsch erbaut und
zum Schauplatz eines ausgelassenen Treibens gemacht. Dort waren dann auch
die Verwandten aus dem Hause Baden-Durlach öfter anzutreffen, die ebenso
eifrig auf die Pirsch gingen; zu ihrem eigenen Revier gehörten die Wälder bei
Kandern, und dort tranken sie dann wohl aus der berühmten .Güldenen Sau',
einem prunkvollen Gefäß, das Markgraf Georg Friedrich aus Freude über sein
Jagdglück 1605 gestiftet hatte.

So war es denn auch wieder kein Wunder, daß schon den jungen Ludwig Georg
eine unbedingte und ungebändigte Leidenschaft für das Waidwerk packte.
(Fast wäre er auch noch, am 7. Juni 1702, im Jagdschloß Scheibenhardt zur
Welt gekommen, aber die Eltern machten dann doch Quartier in Ettlingen.)
Die Hofkapelle der Rastatter Residenz wußte wohl, womit sie ihm eine Freude
machen konnte, als sie, durch die Sänger der Piaristenschule verstärkt, an seinem
15. Geburtstag das Singspiel ,Waffen- Bücher- und Jäger-Lust' aufführte
; ein Jahr später folgte, ebenfalls eigens verfaßt und vertont, ,Meleagers
Gelübd-mässiges Ehren-Feuer-Opffer Zu Versöhnung Dianae', das die sagenhafte
Jagd auf den kalydonischen Eber zum Thema hatte.4 Dem derart passionierten
Erbprinzen war auch das Jagdhaus auf dem Fremersberg bei Baden-
Baden zugedacht, das Johann Michael Rohrer in jenen Jahren (1716—1721)
erbaute, wobei der Grundriß sinnigerweise dem Kreuz des kurpfälzischen Hu-

2 Zit. nach Fritz Wolff, Prinz Ferdinand Maximilian von Baden (1625—1669) und Prinzessin Ludowica Christina
, geb. Prinzessin von Savoyen-Carignan (1627—1689), Eltern des TUrkenlouis. In: Der Türkenlouis.
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden 1655—1707. Karlsruhe o. J., S. 28—41; hier S. 40.

3 Zit. nach Rolf G. Haebler, Der Regentenspiegel des Türkenlouis. In: Der Türkenlouis . . . , a.a.O. S.
46—52; hier S. 49.

4 Vgl. Klaus Häfner, Johann Caspar Ferdinand Fischer und die Rastatter Hofkapelle. Ein Kapitel südwestdeutscher
Musikgeschichte im Zeitalter des Barock. In: Barock in Baden-Württemberg. Vom Ende des Dreißigjährigen
Krieges bis zur Französischen Revolution (Ausstellungskatalog) Bd. 2. Karlsruhe 1981, S.
213—233; bes. S. 217 f.

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