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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 103
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bertusordens nachgebildet war; ein Bild eben des hl. Hubertus, des Patrons
der Jäger, schmückte die Kuppel im Innern, und außen auf ihr zeigte sich ein
zusammenbrechender Hirsch, von einem Hund verfolgt.

Doch war dies alles nur ein Vorspiel zur Jagd selber, und zwar — in Anbetracht
der Ausmaße, die sie annahm — ein bescheidenes. Denn fast unermeßlich
scheint, „was an Roth- und Schwartz-Wildprett und Raubvögel meistens
in Gegenwart Ihro Hochfürstl. Durchlaucht des Regierenden Herrn Marggrafen
in Höchstdero Landen geschossen und gefangen worden in Anno 1749";
nämlich: „215 Hirsch, 424 Thier und Kälber, 139 Schwartz Wildprett, 18
Thamm Hirsch, 10 Thamm Thier und Kälber, 376 Rehe, 8282 Hasen, 2 Lucxs,
10 Wölff, 40 Tächs, 18 Fischotter, 505 Wilte Katzen, 95 Marther, 214 Utes,
427 Wiesele, 32 Weiße Kaningen, 36 Auerhahnen, 1 Schwanen, 1 Granich, 1
Trappen, 37 Birckhanen, 70 Haselhüner, 772 Fasanen, 36 Wilte Gäns, 1075
Wilte Enden, 1074 Schnöpffen, 3140 Felthüner, 68 Berlhüner, 438 Becassins,
515 Wachteln, 12 Rohrtummeln, 732 Wilte Tauben, 10899 Raub Vögel; Summa
30524 Stückh"5. Wahrlich eine gewaltige Strecke! Aber Jagdbrauchtum
und Wildreichtum jener Zeit machten es leicht, sie zusammenzubringen.

Zum einen war, neben der französischen Parforce-Jagd, das sogenannte deutsche
oder eingestellte Jagen' immer mehr in Mode gekommen. Das heißt, daß
das Wild zuvor in ein abgeteiltes Waldstück gebracht oder getrieben wurde,
aus dem es dann, wenn das Schießen losging, auf vorbestimmter Bahn flüchten
mußte, direkt am fürstlichen Schießstand vorbei; dem Wild, das den Kugeln
entging, gönnte man eine kurze Ruhepause bis zur nächsten Runde. (Eine
neuere Darstellung nennt dieses Verfahren, das „größte Anforderungen an
die planmäßige Arbeit der Jägerei stellte, aber geringe an die schießenden
Herrschaften", zu Recht eine „Massenschlächterei"6.) In großem Stil zog
auch der Jägerlouis solche Veranstaltungen auf — etwa bei Schloß Favorite,
wie noch auf einem Gemälde im Neuen Schloß in Baden-Baden zu sehen ist.
Ein weiteres Indiz ist das rasch zunehmende Inventar von Zeughaus und Mar-
stall in Rastatt; schließlich umfaßte es 29 Gerätewagen und „7 Wägen zu denen
Schweinskästen, 6 alte Hasenkästen, 16 Stück tannene Hirschkästen mit
Eisen beschlagen, 6 Jagdschirm in Form eines Parasol von Holz mit Wachß-
tuch bedeckt nebst 4 dazu gehörigen Seitenwänden von grünem Zwilch"7.
Nicht viel anders stand es um die festlichen Prunkjagden, die zu besonderen
Anlässen veranstaltet wurden: so etwa am 13. August 1764 durch den Kurfürsten
von der Pfalz für den von Mainz. Ein römischer Prälat hat genau beschrieben
, wie die ganze Gesellschaft in Heidelberg aufbrach, durch ge-

5 Zit. nach Hans Leopold Zollner, Der Jägerlouis. Das letzte Kapitel baden-badischer Jagdgeschichte. In:
Welt am Oberrhein 6/1965, S. 352—353; hier S. 352 f. — Wie ein nachträglicher Vergleich mit dem Stich selber
ergab, hat Zollner sehr ungenau zitiert; so fehlen ihm auch die ,,812 Fuchs".

6 M. Marx-Kruse/E. von Campe , Chronik der deutschen Jagd. Eine Kulturgeschichte des Jagdwesens von
den Anfängen bis zur Gegenwart in Dokumenten. Ebenhausen bei München o. J., S. 187.

7 Zit. nach Dietrich Rentsch, Das Jagdwesen an südwestdeutschen Fürstenhöfen im Barockzeitalter. In: Barock
in Baden-Württemberg . . . , a.a.O. S. 293—310; hier S. 301.

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