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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 106
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Wer bist du, daß, durch Saat und Forst,
Das Hurra deiner Jagd mich treibt,
Entatmet, wie das Wild? —

Die Saat, so deine Jagd zertritt,

Was Roß, und Hund, und du verschlingst,

Das Brot, du Fürst, ist mein.

Du Fürst hast nicht, bei Egg' und Pflug,
Hast nicht den Erntetag durchschwitzt.
Mein, mein ist Fleiß und Brot! —

Ha! du wärst Obrigkeit von Gott?
Gott spendet Segen aus; du raubst!
Du nicht von Gott, Tyrann!"'6

Und Carl Julius Weber, der lange Jahre am Hof und im Dienst eines solchen
jagdbesessenen Herrn verbracht hatte, gedachte in seinem .Demokritos' der
„Zeiten, wo der Jäger den Landmann niederschoß, der das Wild von dem im
Schweiß seines Angesichts bebauten Felde vertreiben wollte, oder sich ein bischen
Holz holte, und diese Jäger waren die recht eigentlichen tollen Hunde,
und um so gefährlicher, da sie zahlreicher und geschützt waren vom Souve-
rain"17. „Der Wildstand war höher geachtet, als der Volksstand, und der
Mord eines Hirsches leidenschaftlicher bestraft, als der eines Menschen."18

Also war der Jägerlouis auf seine Art durchaus ein Repräsentant, wie er vollkommener
kaum gedacht werden kann; denn seine Passion galt einzig und allein
der Jagd, die ihrerseits ein repräsentativer Ausdruck des gesamten höfischen
Lebens war — von seinen vielen Festen war sie eins der größten und, wie
es damals schien, auch schönsten. Der Jägerlouis hat es allen anderen Fürsten
des Barock nicht nur gleichgetan, er hat sie, indem er ihre allgemeine Leidenschaft
zur Manie steigerte, noch übertroffen.

Sein Lieblingsaufenthalt, jener so symbolisch gedachte Bau auf dem Fremersberg
, gibt ein hervorragendes Beispiel für die vielen Jagdschlösser ab, die allerorten
gebaut und auch, wenn der hohe Herr es wollte, zu Residenzschlössern
, ja sogar zum Ursprung ganzer Residenzstädte gemacht wurden; Rastatt,
Karlsruhe, Ludwigsburg und selbst Versailles, ihrer aller Vorbild, wurden auf
diese Weise, was sie sind. Beispielhaft ist ebenfalls die Kunst, mit der er sich
hier und andernorts umgab: Bilder, auf denen große Jagden für alle Zeit festgehalten
werden sollten; Jagdstücke und Jagdstilleben; Darstellungen von sagenhaften
Jägern wie St. Hubertus und St. Eustachius oder wie Artemis-

16 Gottfried August Bürger, Gedichte (= Deutsche National-Litteratur, HKA Bd. 78). Berlin und Stuttgart
1883, S. 65.

17 (Carl Julius Weber,) Demokritos oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen. Bd. 6. 6. Aufl.
Stuttgart 1858, S. 246.

18 Ebda. S. 251; vgl. insgesamt S. 246—270 (,Die Jagdlust').

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