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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 114
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Umfang folgende „Dorfschaften" mit knapp 2400 Untertanen, von denen
ihm die meisten leibeigen waren:

1. Das Pfarrdorf Münchweier6 als ein bischöflich-straßburgisches Lehen.

2. Das Münstertal mit der gleichnamigen Pfarrei, das für sich keinen eigenen
Ort bildete, sondern so nach dem Gotteshaus als ein in verschiedene Siedlungsstellen
aufgeteiltes Tal bezeichnet wurde. Die bedeutendste Bebauung
war die Abtei selbst. Als weitere sind zu nennen St. Landolin, Löhle und
Lautenbach.

3. Das Pfarrdorf Schweighausen, ein uraltes Besitztum des Ordens im Schut-
tertal.

4. Desgleichen Dörlinbach, ein Filial der Pfarrei Schweighausen.

5. Wittelbach, ein weiteres Filial von Schweighausen, das völlig von der Grafschaft
Hohengeroldseck umgeben war.

Schließlich hatte das Stift auch noch Territorialrechte im vorderösterreichischen
Breisgau, und zwar im ritterschaftlichen Marktflecken Riegel. Die hoheitlichen
Verhältnisse in diesem Ort waren so kompliziert, daß sie als treffendes
Beispiel für die territoriale Zersplitterung des deutschen Südwestens am
Ende des I. Kaiserreiches angeführt werden können. Nach einem Vertrag von
1726, durch den langjährigen Streitereien um Gerichts-, Zehnt- und andere
Rechte ein Ende gesetzt worden war, besaßen von Riegel das fürstliche Haus
Schwarzenberg 22/42 Teile, Ettenheimmünster, das hier schon kurz nach seiner
Gründung Fuß gefaßt hatte, 11/42 und das gräfliche Haus Sickingen
9/42. Die Landeshoheit Habsburgs bzw. des Herzogs von Modena zwischen
1803 und 1805 war davon nicht berührt. Verwaltet wurde dieses recht ansehnliche
Pfarrdorf zuletzt vom „gemeinteilherrlichen" Amtmann Johann von
Müllern, der in allen Fragen nur nach Übereinstimmung aller drei Kondomi-
natsbeteiligten tätig wurde. Alle Streitigkeiten zwischen den Untertanen und
einem oder mehreren Teilherren mußten vor die vorderösterreichischen Landesstellen
in Freiburg gebracht werden. Da Riegel als ritterschaftlicher Ort
galt, war der Abt von Ettenheimmünster Mitglied des breisgauischen Ritterstands
und steuerte diesem bei. Karl Friedrich von Baden konnte erst am
1. Mai 1803 die Nachfolge Abts Arbogast in Riegel antreten, nachdem seine
Ansprüche von der vorderösterreichischen Regierung und dem ritterständischen
Direktorium in Freiburg geprüft worden waren7.

In wesentlich mehr Orten hatte sich der Orden im Laufe der Jahrhunderte in
den Besitz des hochgeschätzten Kirchenpatronats gebracht, das mit dem Bezug
des gesamten oder teilweisen Zehnten verbunden war. Gehalten werden

6 An dieser Stelle soll der Hinweis auf zwei neuere Heimatschriften nicht unterbleiben: I.E. Schwendemann,
Daten aus dem Leben der Gemeinde Münchweier und ihrer Bewohner, Ettenheim 1974, 2. G. Finkbeiner,
750 Jahre Dörlinbach 1225—1975, Lahr 1975. Letztere Arbeit hebt sich angenehm durch ihre Quellenangaben
ab.

7 Die Angaben über den Sonderfall Riegel nach Bulffer, Archivum Manuale, Bd. 4, 1781, und J.B. Kolb,
Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem Großherzogthum Baden, Bd. 3, Karlsruhe 1816,
S. 109, ferner nach Aktenstücken GLA 48 / 5968 u. 87 / 256.

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