Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 118
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0120
Vermutung10. Kleine Verluste könnten im Verlauf der kriegerischen Turbulenzen
der 1790er Jahre eingetreten sein, als Teile des Konvents geflüchtet
waren". In diese Zeit fällt auch der Verkauf von Pretiosen und des größeren
Teils des Speise- und Kirchensilbers. An Baden gelangte dagegen kaum geschmälert
das Archiv und die wertvolle Bibliothek, die auf Grund der weitbekannten
Gelehrsamkeit etlicher Konventualen des 17. und 18. Jahrhunderts
und der ständigen Prozessiererei exzellentes theologisches, historisches und
juristisches Schrifttum enthalten haben dürfte. Der größte Teil dieser Büchersammlung
wurde im Sommer 1806 nach Karlsruhe geschafft, ein weiterer,
nicht unbedeutender mit Bücherschränken nach Lahr ins evangelische
Pädagogium12.

Schließlich ein Wort zum Gesamtvermögen: Nach einer Schätzung des Landvogts
der badischen Herrschaft Mahlberg, Adam Freiherrn von Roggenbach,
in dessen Zuständigkeit das straßburgische Oberamt Ettenheim kam, beliefen
sich die Gesamteinkünfte auf 35000 bis 40000 fl., wobei offen ist, ob er den
Nettowert nach Abzug der ständigen Lasten (Besoldungen, Baulasten usw.)
nach Karlsruhe meldete. Bedient man sich der damals im Süddeutschen üblichen
Taxationsmethode und betrachtet die Nettoeinkünfte als drei- bis vier-
prozentigen Zins des Totalvermögens, so belief sich dieses, nach dem Durchschnitt
berechnet, auf etwa 1100000 fl. Da in Ettenmünster kurz vor der Säkularisation
allerhand Manipulationen stattgefunden hatten — von denen
noch die Rede sein wird — glaubt der Verfasser, die Aktiven wesentlich höher
ansetzen zu müssen, etwa im Bereich zwischen 1300000 und anderthalb Millionen
Gulden. Albert Kürzel, zeitweiliger Pfarrer von Ettenheimmünster und
einer der fähigen schriftstellernden badischen Geistlichen des letzten Jahrhunderts
, gibt die Einkünfte zur Zeit der Aufhebung mit 50000 fl. an, ohne bedauerlicherweise
seine Quellen zu nennen. Wenn er allerdings glaubte, Baden
hätte in kürzester Zeit die ständigen Erträge verdoppelt, dann irrte er sich13.
Dieser Zuwachs erklärt sich aus einmaligen Veräußerungen.

Da Ettenheimmünster nur wenig verschuldet war, und dieses auch nur kriegsbedingt
, gehörte es ohne allen Zweifel zu den ganz fetten Teilen der badischen
Beute von 1802/03. Seine Ausleihungen allerdings an den letzten Fürstbischof

10 Vgl. hierzu die Ingenieursdissertation von A. Hacker, Ettenheimmünster, Seine Baugeschichte, Ein Beitrag
zur Geschichte des Barocks am Oberrhein, Würzburg 1938, durchgehend.

11 So ließ der Abt in jenen Tagen ein übergroßes, weithin bekanntes Weinfaß zerschlagen, um beutelüsterne
französische Soldaten von einem Besuch in Ettenheimmünster abzuhalten — vgl. Hacker, S. 37.

12 Aktenstücke GLA 237 / 4583. Vgl. hierzu R. Gassert, Die Auflösung des Klosters Ettenheimmünster, in:
Geroldsecker Land 24/1982, S. 32 ff., dessen Arbeit in erster Linie von bibliotheksgeschichtlicher Bedeutung
ist.

13 S. 133. Mit Sicherheit hat Kürzel diese Angaben und damit zumindest eine Ungenauigkeit der lateinischen
Handschrift des Konventuals Bernhard Stöber entnommen: Monasterium D. Ettonis prope S. Landolinum
a sua origine ad haec usque tempora 1796—1802, S. 218. Dieses und ein weiteres, deutsch geschriebenes
Werk desselben mit dem Titel: Kurze Historische Beschreibung der Pfarrey Münsterthal bei St. Landolin
von dem siebenden Jahrhunderte nach Christi Geburt bis auf das Jahr 1804, 1804, (beide im Pfarrhaus St.
Landolin), gehören mit zu den bedeutendsten Geschichtsquellen hinsichtlich der Endzeit des Stifts.

118


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0120