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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 123
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Eine Maßnahme Stubers traf den Prälaten besonders hart: die schon angedeutete
Ernennung der ihm feindlich gesonnenen Patres Beda Petzelt und Ambrosius
Mayer zu „Oberrezeptoren". Sie erhielten den Auftrag, vom 1. Dezember
1802 bis zur endgültigen Regelung der Verhältnisse den Klosterhaushalt zu
verwalten. Außerordentliche Ausgaben durften sie nur mit Genehmigung der
Regierung machen. Sie scheinen ganz im Sinne des Fiskus administriert zu haben
, denn nach Beendigung ihrer Tätigkeit ernteten sie ein dickes Lob von dieser
Seite. Noch vor Weihnachten mußten die Religiösen zu ihrem großen Leidwesen
alle Bücher, die sie auf ihren Zimmern hatten, abgeben und durften
fortan die Bibliothek nicht mehr betreten. Am 28. Dezember begann Stuber
zusammen mit einem Schreiber, das fahrende und dann auch das liegende
Vermögen Ettenmünsters aufzunehmen, eine Arbeit, die bis zum 12. Februar
1803 dauerte. Lassen wir einen Augenzeugen, den Konventualen Stöber, über
das Vorgehen des Kommissars hinsichtlich der Fahrnisse reden16:

Er schrieb auf alles Weißzeug, Better, Sessel, Stühle, Tische, Bettstäbe, Kästen
, Spiegel, Gemälde, Bilder, derer viele von keinem großen Werth waren.
Er schrieb auf alles Schiff und Geschirr, was immer dem Kloster zugehörte bis
auf die verbrannten Kochlöffel der Küche und zerbrochenen Trinkgläser in
dem Speisezimmer der Religiösen. Er schrieb auf alles Silbergeschirr, alles
Weißzeug, alle Ornate, alles, was immer in den Sakristeyen in dem Kloster
und zu St. Landelin war, alles, was auf den Altären beeder Kirchen zu finden
bis auf die Schellen, und alle Lichtstöcke auf dem Chor. Das silberne, alte
Brustbild des heil. Landelins ließ er zur Ärgernis alles Volkes öffentlich in der
Sattlerey auf der Salzwage abwägen. Ohne den Pfarrer oder einen andern
Priester dazu zu nehmen, öffnete er den Tabernakel, schätzte das Ziborium,
in welchem das allerheil. Sakrament aufbehalten war, und wenig hätte gefehlet
, daß er es nicht mit dem heil. Sakramente aus dem Tabernakel herausgenommen
, um durch Brüfen desselben die Schwere dessen besser zu erkundigen
. Ein Lutheraner würde sich geforchten haben zu thun, was da Katholiken
gethan haben.

Er wollte auch alles aufschreiben, was ein jeder Religiös in seinem Zimmer
hatte. Doch da er sah, daß dieses allzu große Sensation bei allen machte, und
man sich ernstlich darüber beklagte, kam er nur in jedes Zimmer derselben
und verlangte zu wissen, ob man nichts, welches dem Kloster zuständig, in
demselben habe, mit Bedeuten, dasselbe anzuzeigen und aufschreiben zu lassen
, auch sich gefaßt zu halten, mit einem Eide zu bekräftigen, daß man nichts
dem Kloster Zuständiges darinn habe17. Endlich erklärte er dann noch, daß

16 Beschreibung der Pfarrey Münstertal, S. 189 ff.

17 In der Tat kam Stuber Anfang 1803 in Karlsruhe um die Erlaubnis ein, dem Abt und Konvent einen Offenbarungseid
abzunehmen, erhielt diese aber nicht. Das wäre auch ein einmaliger Vorgang im Verlauf der badischen
Säkularisation gewesen. Arbogast, der sich von dem ehemaligen straßburgischen Hofrichter regelrecht
verfolgt sah, führte dessen Haß auf Beschwerden über die rechtsrheinische hochstiftisch-
straßburgische Regierung zurück, die sein Stift in den letzten Jahren beim Kaiser und Reichskammergericht
eingereicht hatte (GLA 48 / 5968).

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