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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 129
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Münstertal und den anderen ehemaligen abtsstäblichen Orten einen bedeutenden
Armenfonds errichtet und dafür gesorgt zu haben, daß er in einer eigenen
Kapelle in St. Landolin zur letzten Ruhe gebettet wurde21. Man wird seinen
Transaktionen in den letzten Tagen seines Stifts wohl am besten gerecht werden
, wenn man diese als Verteidigungsakte gegen den räubernden Markgrafen
von Baden begreift. Andererseits ist aber auch das starke Interesse desselben
an einer möglichst ungeschmälerten Beute zu verstehen.

Noch ein Wort zum Konvent: Sieben Geistliche blieben noch über den
23. April 1803 hinaus für einige Jahre im Kloster als eine Art Priesterkommu-
nität unter der Leitung des Seniors Stroh. Mit Arbogast Thibaut schließlich,
der zuletzt in Baden-Baden lebte und sich in den Staatsakten dadurch verewigt
hat, daß er die Domänenverwaltung jahrelang mit Pensionserhöhungsgesu-
chen bombardierte, ging 1854 der letzte Ettenheimmünstersche Religiös
dahin22.

Die Schicksale der stiftischen Hinterlassenschaft

Die Verpflichtungen, die Baden von den Mönchen erbte, nahmen sich gegenüber
den Vermögenswerten bescheiden aus. Die Pensionslasten begannen sich
alsbald durch das Ableben von Berechtigten zu vermindern — der erste entsprechende
Fall trat schon am 27. Mai 1803 mit dem Tod des Bruders Karl ein
— und die Unterstützungszahlungen für das alte Gesinde waren eigentlich gar
nicht der Rede wert. Ein männliches Findelkind, das seit acht Jahren in der
Obhut des Klosters war, brachte man auf Staatskosten bei einem Bauern unter
, ein weibliches, von Geburt an gelähmt, gab man wohltätigen Privatleuten
zur Pflege. Die bisherigen Almosen, die an bedürftige Münstertäler gingen,
wurden in der Folge abgestellt und durch ein jährliches Deputat von 100 fl. ersetzt
, das der Ortspfarrer gerecht zu verteilen hatte23. Der Alimentation der
Patronatspfarrer und der Erfüllung von Baulasten an Kirchen und Pfarrhäusern
standen stattliche Zehntbezüge gegenüber. In diesem Zusammenhang ist
zu erwähnen, daß die Obrigkeit 1804 die Wallfahrtskirche zu St. Landolin zur
Münstertäler Pfarrkirche, das gegenüberliegende Physikatshaus zum Pfarrhaus
bestimmte und der Gemeinde die Baupflicht am Kirchenlanghaus
zuwies24. Drei Prozesse zwischen der Abtei und dem Hochstift um Steuer- und
Kontributionszahlungen, die vor dem Reichshofrat in Wien anhängig waren,
erledigten sich von selbst, da Baden in die staatspolitische Stellung beider Korporationen
sukzedierte25.

21 Vgl. hierzu K. Gast, Die Benediktinerabtei Ettenheimmünster, in: Geroldsecker Land 6 / 1963 — 64, S. 132 ff.,
und W. Hensle, Abt Arbogast Heißler und die Prälatische Armen-Stiftung zu St. Landelin, a.a.O.,
11 / 1968 — 69, S. 149 ff., beide unbegreiflicherweise ohne Quellennachweise (!).

22 GLA 237 / 4584. Vgl. auch J. König, Necrologium Friburgense 1827—1877, in: FDA 17 / 1885, S. 28.

23 GLA 87 / 2.

24 GLA 87 / 91. In diesem Jahr schaffte man auch die ausgezeichnete Silbermann-Orgel und einen Teil des Inventars
aus dem Münster in die neue Pfarrkirche; andere Einrichtungsgegenstände gelangten ins Depot der
Katholischen Kirchenkommission in Bruchsal.

25 Aktenstücke GLA 87 / 217 — 219, 220, I—III, — 221.

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