Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 131
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0133
Während die Ettenmünsterischen Niedergerichtsbezirke 1802/03 im Oberamt
Mahlberg, das zum Teilstaat „Badische Markgrafschaft" gehörte, aufgegangen
waren, kam die Verwaltung des Vermögens und der Einkünfte endgültig
im Herbst 1804 an die Amtskellerei Ettenheim, die mit der schrittweisen
Liquidation des Klosterguts fortfuhr. In diesem Jahr dürften die meisten Einrichtungsgegenstände
, Naturalvorräte und der Viehbestand unter den Hammer
gekommen sein, sofern sie nicht wie das Tafelsilber, das gute Weißzeug
und Teile der Kupferstich- und Gemäldesammlung in die Karlsruher Hofökonomie
wanderten26. Hinsichtlich der Liegenschaften ging die landesherrliche
Domänenverwaltung bis auf weiteres restriktiv vor. Sie legte, abgesehen von
Streubesitz, auf Verkäufe keinen Wert, sondern war allenfalls für den Abschluß
bzw. die Verlängerung von Pachtverträgen zu gewinnen, so bei verschiedenen
Höfen27, der Apotheke28, dem Bad St. Landolin, beim Kloster
selbst und vor allem bei den Feldern im Münstertal29. Hier insbesondere zeigte
sich, daß es die Landesherrschaft mit der Verteilung von Gütern der „toten
Hand" unters Volk, wie sie die aufklärerische Kameralistik allenthalben forderte
, keineswegs eilig hatte. Schon Ende Mai 1803 langte eine Bittschrift der
weltlichen Bewohner des Stabs Münstertal beim neuen Landesherrn ein, in
welcher auf die Notlage hingewiesen wurde, in die sie durch das Ende der Klosterökonomie
geraten würden, da sie sich bisher hauptsächlich durch Taglöhnen
(„Holzmachen, Mähen und Dreschen") ernährt hätten. Da es ihnen bis
jetzt verwehrt gewesen sei, Klostergründe zu kaufen oder zu pachten, bäten sie
um günstige Überlassung solcher, um auch fernerhin einen gesicherten Lebensunterhalt
zu haben. Weil das Gesuch nur zögernd bearbeitet wurde, folgte
im Dezember des Jahres ein drängenderes. Doch erst ein knappes Jahr später
nach Vermessung und Klassifizierung der Felder bewilligte die Regierung
den Verkauf von Parzellen, zum Teil durch Losentscheid, zum Teil durch Versteigerung
, unter dem Vorbehalt, daß ein Gesamterlös von 26613 fl. erzielt
werden mußte. Außerdem hatte man zuvor in Karlsruhe die Angaben der Supplikanten
nachprüfen lassen: Tatsächlich war ein guter Teil der Ettenmünste-
rer Untertanen als nicht wohlhabend einzustufen, ihre Nahrungsquellen wenig
ergiebig. Ein Drittel der in den fünf Abtsstäben lebenden 2400 Einwohner
nährte sich vom Taglöhnen. Allein einfache Lebensart und äußerste Sparsamkeit
hatte bisher ihre Existenz gewährleistet. Insbesondere die Bewohner des
Münstertals besaßen außer ihren Wohnplätzen kein Grundeigentum. Leibeigene
Knechte und Mägde aus den anderen Stäben hatten in den vorhergehenden
Jahrhunderten nach langen, treuen Diensten beim Kloster siedeln und
gegen geringes Entgelt etwas Boden bebauen dürfen.

26 Aktenstücke GLA 87 / 62 u. 237 / 4582.

27 Es handelte sich insbesondere um die auf den umliegenden Höhen gelegenen Köcher-, Gisen- und Sennhöfe
— GLA 233 / 16 217—18 u. 404 / 76—76a, 104.

28 Diese gelangte 1806 für 1150 fl. an den aus der Gegend stammenden Landelin Knecht mit der Auflage, sie
am Ort weiterzuführen — GLA 87 / 181, 236 / 15 547 u. 404 / 97.

29 Das folgende nach Aktenstücken GLA 237 / 4582 u. 391 / 10491.

131


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0133