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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 139
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das für 1824 eine Fabrik oder Manufaktur in Ettenheimmünster nicht nennt,
andererseits aus dem nicht ausgeführten Plan des Geschäftsführers der Firma
Helbing in Lahr, K.I. Heinzerlings, 1826 im Kloster auf eigene Rechnung die
Tabakherstellung wieder aufzunehmen43. Wenn schließlich für das Jahr 1829
einem interessierten Publikum mitgeteilt wurde44, daß im Münstertal ein
Kleinbetrieb mit drei Gehilfen Tabakwaren fertigte, so macht das das völlige
Scheitern aller Fabrikprojekte am Ort überdeutlich — und damit auch die
Erfolglosigkeit des Staats, den Bewohnern dieser für damalige Begriffe abgelegenen
Schwarzwaldgegend durch wohlwollende Förderung wagemutiger
„Entreprenneurs" Arbeit und insofern Ersatz für das Kloster zu schaffen.
Insgesamt gesehen war keinem einzigen Ansatz, die Abtei und ihre nähere
Umgebung zu industrialisieren, wirklich Erfolg beschieden, dafür um so mehr
denjenigen, die den Baulichkeiten mit Spitzhacke und Sprengstoff zu Leibe
rückten.

1826 übergab die Witwe Elisabeth Helbing das einstige Gotteshaus mit seinen
Nebengebäuden und einigen Feldern ihrem Sohn Carl gegen eine Abfindung
von 30000 fl. für sich und ihre übrigen Kinder45. Bis dahin dürften nur einige
wenig bedeutende Ökonomiebauten abgetragen gewesen sein, deren Materialien
zur Befestigung der inzwischen wesentlich verbesserten Straße durch das
Münstertal verwendet worden waren. Dagegen hat in den folgenden Jahren
und Jahrzehnten der stückweise Abbruch der Hauptgebäude seinen unaufhaltsamen
Fortgang genommen, schon unter Helbing junior und dann unter
den nachfolgenden Eigentümern, so der freiherrlichen Familie von
Türckheim46. Pfarrer Kürzel scheint zugesehen zu haben, wie 1865/66 die letzten
Reste der einst stolzen, vom Vorarlberger Baumeister Peter Thumb zwischen
1718 und 1734 erstellten Barockanlage demoliert wurden47.

Von allen Baulichkeiten im einstigen Klosterbezirk sind heute allein noch die
große Mühle und Stücke der Umfassungsmauer vorhanden, während talabwärts
in St. Landolin die modernen Vandalen immerhin etwas mehr vom Erbe
der Benediktiner der Nachwelt übriggelassen haben. Weitere Erinnerungsposten
sind Fassadenbruchstücke, insbesondere Portale, die ihren Weg bis nach
Lahr hinunter gemacht haben, um Bürgerhäusern einen matten Abglanz von
der einstigen Pracht der Abtei zu verleihen48.

43 GLA 233 / 16216.

44 Von W.L. Volz, Gewerbskalender für das Jahr 1834, Karlsruhe, S. 34.

45 GLA 264 / 15.

46 Im vergangenen Jahrhundert sind über den Abriß von Bauwerken in Privathand kaum Akten geführt bzw.
deponiert worden, weshalb sich die Demolition Ettenheimmünsters nicht exakt ausforschen läßt.

47 Ettenheim-Münster, S. 165.

48 Vgl. Hacker, S. 98 ff., J.B.Ferdinand/A.Köbele, Miszellen aus der Vergangenheit und Gegenwart des Bezirks
Ettenheim, Euenheim 1936/37, S. 74 f., und J. Rest, Alte Inschriften in Münchweier und Ettenheimmünster
, in: Die Ortenau 5/1914, S. 108 ff. Erneut auf der Suche nach Ettenmünsterschen Relikten war der
schon zitierte Gassert, S. 42 ff.

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