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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 140
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Euenheim in den Revolutionsjahren 1848 und 1849

Thomas Dees

Der badische Liberalismus am Vorabend von 1848

Das Großherzogtum Baden erhielt im Jahr 1818 als einer der ersten Staaten eine
Verfassung, die, verglichen mit anderen Staaten, als die fortschrittlichste
zu bezeichnen ist.

„Und doch war die ... Verfassung . . . noch weit von dem entfernt, was
wir im 20. Jahrhundert als parlamentarische Selbstverständlichkeit ansehen:
es fehlte das Recht zur Gesetzesinitiative, es fehlte auch das Recht der Beschlußfassung
über den Staatshaushalt. Dazu kam, daß die großherzogliche
Regierung die Kammer jederzeit . . . auflösen konnte. Die Minister waren
gegenüber der Kammer völlig unabhängig und nicht verantwortlich. Eine echte
Kontrolle der Regierung war der II. Kammer also unmöglich."1

In den Jahrzehnten bis 1848, im sogenannten Vormärz, entwickelten sich die
politischen Kräfte und Reformbewegungen, die zum Ausbruch der Revolution
führten: Die Liberalen „wollten im Parlament Reformen durchsetzen,
die den alten Obrigkeitsstaat Schritt für Schritt überwinden sollten. . . . Eine
nüchterne Bestandsaufnahme am Vorabend der Revolution mußte feststellen,
daß eine teilweise Bauernbefreiung und verschiedene Kürzungen des Militäretats
praktisch die einzigen Aktiva waren, die die ungeduldigen Kammerliberalen
für sich verbuchen konnten. . . . Alle anderen Forderungen von den
Liberalen waren am Vorabend der Revolution noch nicht oder nicht mehr verwirklicht
, obwohl sie unzählige Male vorgebracht worden waren. Die Zahl derer
, die unentwegt auf die Möglichkeit liberaler Reformen hofften, schmolz
angesichts dieser ernüchternden Lage; es wuchs die Gruppe, die auf Veränderungen
durch offene Aktionen setzte. In den Augen dieser Ungeduldigen war
das Großherzogtum Baden die Verkörperung von Unvereinbarem ... ."2

Struve schrieb 1847: „Wir leben im 19. Jahrhundert; die Burgen der Raubritter
sind gefallen, allein die Lasten, welche sie ihren Grundholden aufgelegt,
bestehen noch immer fort. Feudal-Lasten passen nicht zu Eisenbahnen,
Dampfschiffen, Gasbeleuchtung, Spinn-Maschinen usw."3

1 F. Vollmer, Vormärz und Revolution 1848/49 in Baden. Frankfurt 1979. S. 34

2 F. Vollmer, Die 48er Revolution in Baden, in: Badische Geschichte. Stuttgart 1979, S. 43

3 G. v. Struve, zit. nach: Vollmer, Die 48er Revolution, S. 43

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