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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 142
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Frankfurt tagenden Vorparlament vor einem gesamtdeutschen Gremium
durchsetzen zu können. . . . Mit dem dort von Struve verlesenen 15-Punkte-
Programm verletzten Struve und Hecker aber Bewußtseinsstand und Interesse
beträchtlicher Bevölkerungsteile. Das Struve-Programm fiel in Frankfurt
. . . durch; nicht einmal in den 50er Ausschuß, der die allgemeinen Wahlen
zur Verfassungsgebenden Versammlung vorbereiten sollte, wurde einer der
beiden gewählt. Die beiden Politiker Struve und Hecker sahen nun keine Möglichkeit
mehr, auf dem parlamentarischen Weg ihre Ziele zu erreichen. „Hier
in Frankfurt ist nichts mehr zu machen, es gilt in Baden loszuschlagen!" Der
bei den Republikanern einkalkulierte Weg der Gewalt schien nun noch der
einzige Weg zu sein.6

Hecker startete mit 53 Anhängern am 13. 4. von Konstanz aus, erhielt in den
durchzogenen Ortschaften auch Zuzug, so daß nach einer Woche sogar über
tausend Mann mit Hecker marschierten; das erhoffte Volksheer von 40 000
bis 80 000 Mann konnte niemals erreicht werden. Aufmerksamkeit hatte
Hecker zwar erreicht, aber inzwischen waren mit Hilfe der EisenbaHn schnell
Bundestruppen herantransportiert worden, die die Schwarzwaldpässe nach
Freiburg und Offenburg versperrten. Hecker mußte nach Südwesten in den
Hochschwarzwald ausweichen, wo der Schnee den ohnehin beschwerlichen
Fußmarsch noch verzögerte.7

Am 20. 4. stieß er bei Kandern auf die Regierungstruppen unter General von
Gagern; die Linientruppen gehorchten im entscheidenden Moment, und die
Republikaner waren hoffnungslos unterlegen. Alle Treffen, die in der Oster-
woche 1848 zwischen den Regierungstruppen und den verschiedenen unklugerweise
getrennt marschierenden Kolonnen der Republikaner stattfanden,
wurden zu vernichtenden Niederlagen der Revolutionäre.

Mit am erbittersten wurde am Ostermontag um die Stadt Freiburg gekämpft,
die von Studenten, Turnern und Arbeitern unter der Führung des Studenten
und Turnerobmanns von Langsdorff gegen Linientruppen aus mehreren Bundesstaaten
verteidigt wurde. Mit der Niederlage der Freiburger Republikaner
war auch endgültig der erste Zug für die deutsche Republik beendet.

Trotz des Aufstandes gegen den Staat wurden in den folgenden Wochen auch
in Baden die Wahlen zur Nationalversammlung abgehalten; Hecker, der
durch den mißglückten Aufstand immer populärer wurde, wurde sogar ins
Paulskirchenparlament gewählt. Die Wahl Heckers wurde aber annulliert,
und Hecker wanderte in die USA aus.

Gustav v. Struve, der theoretische Kopf der badischen Demokraten, wetterte
aus seinem Asyl in der Schweiz gegen Fürsten und gegen das Paulskirchenpar

6 Vollmer, ebd., S. 48 und 49

7 Vollmer, ebd., S. 49 und 50

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