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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 157
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konnten die Freischaren wertvolle Zeit gewinnen. Genau diese Taktik schlugen
die badischen Revolutionäre ein und zerstörten die Bahnlinie bei Weinheim
, Ettlingen, Achern, Friesenheim, Orschweier und Köndringen.

Die Zerstörung der Eisenbahn muß von solcher Bedeutung gewesen sein, daß
sie sogar ein Bericht des badischen Innenministeriums an das Reichsministerium
wert war:

„Karlsruhe, 4. Oktober 1848

Ministerium des Innern

No. 16181 Die Zerstörung der Eisenbahn bei Weinheim (= richtig: Euenheim) betr.

An das Reichsministerium des Innern

Wie bei Weinheim, so wurde in der Nacht vom 22. auf 23. vom Monat auch bei Orschweier, Bezirksamt
Ettenheim, die Eisenbahn zerstört, um die Bewegung der Truppen zu hindern. Aus dem
abschriftlich anliegenden Bericht des Bezirksamts Ettenheim wird sich das Reichsministerium
überzeugen, daß die peinliche Untersuchung mit Nachdruck und mit Erfolg geführt wird.

(Gez.) Bekk

(Gez.) Schwarzmann

Reichsministerium des Innern
zu Frankfurt a.M.

Gehorsamster Bericht des Bezirksamts Ettenheim No. 29576.

. . . Die diesseits wegen der Zerstörung der Eisenbahn bei Orschweier eingeleitete Untersuchung
... ist dem hiesigen Amtsassessor Dr. Wilhelmi übertragen; dieser ist mit dieser Untersuchung
seit dem 23. v.Mts. fast ununterbrochen beschäftigt, und soweit uns von den Resultaten bekannt
ist, sind bereits alle Thäter . . . ermittelt und zwanzig davon in gerichtlichem Verhaft, darunter
drei Rädelsführer (Kaufmann Rauch von Grafenhausen, Kronenwirth Kuhn und Löwenwirth
Binz von Mahlberg), die übrigen Theilnehmer beziehungsweise Anstifter sind entflohen. Von letzteren
waren es größtentheils frühere politische Flüchtlinge, welche bei dem Aufstande in den
Apriltagen betheiligt waren und kurz vor Struve's letztem Einfall in das Land zurückgekehrt sind;
es sind die bekannten öffentlich ausgeschriebenen Subjekte — Engelwirth Winkler von Grafenhausen
, Lehrer Mutschier von da, Geometer Heuberger von Überlingen und ein desertierter badischer
Kanonier ... .

Die übrigen flüchtigen Betheiligten sind diesseitige Amtsangehörige aus den Orten Ettenheim,
Mahlberg, Grafenhausen und Kappel; ihre Zahl beläuft sich beiläufig auf 40 Personen, die Namen
vermögen wir im Augenblick . . . nicht anzugeben; sie haben sich alle über den Rhein begeben
, ebenso ist seit der fraglichen Eisenbahnzerstörung auch der hiesige Schriftverfasser Stehlin
geflohen; wie man hört, soll er sich in Rheinau aufhalten.

. . . Am Schlüsse dieses wird uns eben gemeldet, daß von den Flüchtigen aus Kappel sich heute
sechs Mann freiwillig gestellt haben und auf dem dortigen Rathhaus . . . sich befinden; es berechtigt
uns dieses zur Hoffnung, daß auch die meisten anderen Flüchtlinge in wenigen Tagen diesem
Beispiele folgen werden.

Ettenheim, den 3. Oktober 1848

Häfelin"51

51 Abgedruckt in: H. Andlaw, Der Aufruhr und Umsturz in Baden. Freiburg 1851. Band 3, S. 110

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