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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 161
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0163
Wie der Landesausschuß in Karlsruhe, so marschierten die Ettenheimer Republikaner
in ihrer Stadt ein und übernahmen die Macht im Amt Ettenheim:
„Als die Teilnehmer abends heimkamen, marschierten sie in einem feierlichen
, von lebhaften Ausrufen begleiteten Zug in Ettenheim ein. Der Hutmacher
Kasper trug die rote Fahne voraus. „Jetzt geht's los, jetzt haben wir die
Republik" riefen die Heimkehrenden."58

Die Republikaner schritten dann auch gleich zur Tat, um einen inhaftierten
Gesinnungsgenossen zu befreien: Am Mittag oder Abend des 13. 5. 1849
„rottet sich eine große Anzahl von Personen beiderlei Geschlechts zusammen
und verlangen die Freigabe eines politischen Gefangenen namens Michel Berthold
." Die aufgebrachten und erhitzten Bürger drangen in das Amtshaus ein
und forderten den Amtsassessor Dr. Wilhelmi auf, den Gefangenen freizulassen
, was dieser aber verweigert haben muß. Wilhelmi wurde daraufhin im Hof
des Amtshauses schwer mißhandelt, ins Gefängnis abgeführt und in Dunkelhaft
gebracht, wo er aber nur 1/4 Stunden bleiben mußte, weil er dann vom
Amtsphysikus Dischler und vom Apotheker Märklin befreit wurde.59

Am Abend des selben Tages überbrachten die Republikaner die ersten Befehle
der provisorischen Regierung an den Bürgermeister: Seraphin Kirn, der wie
viele andere Republikaner nach dem Struve-Putsch ins Elsaß geflüchtet war,
begleitete den „berüchtigten Unteroffizier Viktor Steger" in die Wohnung
von Gschrey, und sie legten ein von Amand Goegg unterzeichnetes Schreiben
vor, nach dem das erste Aufgebot des Amtsbezirks mobil zu machen sei und
man es „zu den Brüdern nach Rastatt marschieren" lassen sollte.60

Von den Ettenheimer Teilnehmern an der Offenburger Versammlung wurden
Kirn und Steger ausgewählt, diesen Befehl des Landesausschusses nach Ettenheim
zu bringen und dessen Ausführung zu überwachen. Die übrigen Teilnehmer
, mindestens 60 Ettenheimer, fuhren von Offenburg aus mit dem Sonderzug
, der den Landesausschuß nach Rastatt brachte, mit. Sie kehrten erst zehn
Tage später aufgrund einer Bitte des Bürgermeisters nach Ettenheim zurück.61

Befehlsgemäß wurde das erste Aufgebot, das zu diesem Zeitpunkt nur mangelhaft
ausgerüstet gewesen sein kann, am 14. 5. 1849 mobil gemacht. Aus der
späteren Verteidigungsschrift von Seraphin Kirn geht hervor, „daß er am
14. 5. mit dem 1. Aufgebot abgezogen und bis in die Gegend von Baden gekommen
ist. Man habe die Mannschaft nach einigen Tagen nach Hause geschickt
, um sich vollständig zu bewaffnen."62.

Alle jungen Männer des Amtsbezirks waren offensichtlich nicht bereit gewesen
, mit dem ersten Aufgebot nach Rastatt zu marschieren. Die Republikaner,

58 Ferdinand, S. 59

59 GLA 240/1398

60 GLA 240/1490

61 GA vom 26. 5. 1849

62 GLA 241/3

161


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