http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0168
Zum Hauptmann des ersten Aufgebots (unverheiratete Männer und Witwer
ohne Kinder zwischen 18 und 30 Jahren) wurde Karl Vogt, zum Oberleitmann
Karl Mayer, zum Oberzugmeister Adolf Weis und zum Schreiber Konstantin
Blank gewählt. Wundarzt wurde durch „Acclamation" Anselm Chavoen.75
Das erste Aufgebot im Revolutionskrieg
Nachdem nun das erste Aufgebot ausgerüstet und ausgebildet war und seine
Führer gewählt hatte, wurde die Truppe zum Kampf gegen die Bundestruppen
einberufen. Am 2. 6., 12.00 Uhr hatte die Mannschaft des Bezirks Ettenheim
marschfertig vor dem Rathaus zu stehen. Konstantin Blank, „Studiosus" und
Schreiber der Ettenheimer, schildert in seiner späteren Verteidigungsschrift:
„Auf mein Befragen nach dem Zweck des Ausmarsches, legte mir Civilkom-
missär Stehlin ein Schreiben des Oberkommandos der Bürgerwehr, unterzeichnet
von ,Leber' vor, wonach Stehlin aufgefordert wurde, dafür zu sorgen
, daß das erste Aufgebot des Bezirks Ettenheim am 2. 6. Nachmittags auf
dem Marktplatz in Karlsruhe erscheint, und dort seine Exerzierübungen fortsetzt
."76
Der Führer der Volkswehr des ganzen Bezirks war der aus Rust stammende
ehemalige Soldat Jacob Bronnenkant. Führer der Ettenheimer war Karl Vogt,
der seinen Titel „Hauptmann" völlig zurecht trug; in diesem Zusammenhang
dürften auch die bei Ferdinand überlieferten Anekdoten über den Ausmarsch
aus Ettenheim und über die Entstehung des Sprichworts von der „doppelten
Ration" der Wahrheit entsprechen.
Um es vorwegzunehmen, kam es, im Gegensatz zu der Aussage von Ferdinand
, nach der glaubwürdigen Aussage des späteren Verteidigers von Bronnenkant
zu keinem Gefecht, in das die Ettenheimer verwickelt waren. In der
Verteidigungsschrift heißt es: „Das Ettenheimer Banner (4 bis 6 Fähnlein)
kam in kein Treffen, was vorzüglich dem Temperieren des Angeschuldigten
Bronnenkant zu verdanken ist."
Nachdem man die Bezirksmannschaft in Ettenheim versammelt hatte, marschierte
man nach Orschweier zum Bahnhof. Von dort fuhr man, begleitet
von Gemeinderat Baptist Anker, mit dem Zug nach Karlsruhe.17
In diesem Zusammenhang wird noch berichtet, daß nicht alle Männer freiwillig
mitzogen, „einige wurden mit Gewalt fortgerissen."78
„Die größte Zahl der Wehrmänner selbst verlangten den Mitzug aller Wehrpflichtigen
", heißt es in einer Akte über den Auszug. Damit wird auf ein Er-
75 GA vom 26. 5. 1849
76 GLA 240/1431
77 GLA 240/1431
78 GA vom 18. 6. 1849
166
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