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wurde das Büreau aus dem Professor Damm ... als Präsidenten, aus Werner
und Stehlin als Vicepräsidenten, aus Rotteck, Pelissier, Wolf und Mordes
als Sekretäre zusammengesetzt."91
Achaz Stehlin erließ am 15. 6. 1849 unter seinem Namen das Gesetz
über die „Versetzung des Landes in den Kriegszustand". Im selben Regierungsblatt
verkündete Stehlin die Wahl von Brentano, Goegg und Werner zu
Mitgliedern der neuen provisorischen Regierung.92
Stehlin, der sich am 10. 6. nach Karlsruhe begab, um sein Mandat als Abgeordneter
wahrzunehmen, ernannte Karl Stölker zu seinem Vertreter; um den
15.6. wurde Stölker von dem Grafenhausener Buchbinder und Engelwirt Johann
Nepomuk Winkler abgelöst.93 Winkler, der soweit bekannt für Euenheim
keine tiefgreifenden Maßnahmen durchführte, war bis zum 24. 6. als Zivilkommissär
im Amt und wurde von dem zurückgekehrten Stehlin wieder abgelöst
, nachdem die konstituierende Versammlung angesichts der anrückenden
Preußen am 24. 6. von Karlsruhe nach Freiburg flüchtete.
Die Stadt Euenheim wurde während der Abwesenheit von Stehlin weniger von
Winkler in Grafenhausen, als vielmehr von Karl Osner, dem republikanischen
Amtsvorstand, beherrscht.
Häfelin berichtet über Osner, daß er „alle ihm von der revolutionären Regierung
und Civilkommissären zugekommenen Aufträge mit größtem Eifer vollzog
, durch die Gendarmerie mehrere Verhaftungen mißliebiger Personen,
oder sogenannter Reactionaire vornehmen ließ, und seine republikanischen
Gesinnungen besonders in einer an sämtliche Ortsvorgesetzten erlassenen Verfügung
vom 18ten Juni . . . beurkundet."95
Am 27. 6., erst eineinhalb Monate nach der Machtübernahme, setzte Osner
den Steuereinnehmer Jakob Büchler ab und verpflichtete an seiner Stelle den
Bäcker Franz Herbstrith.
„Herbstrith bewirkte in der Zeit vom 20.—25. 6. durch Sammlung von Unterschriften
die Absetzung, Verhaftung und Ablieferung des hiesigen Notars Frei
und Accissors Büchler nach Rastatt."96 Eine der letzten Amtshandlungen von
Osner dürfte der Aufruf zur Sammlung von „Viktualien" (Lebensmitteln) für
die in Rastatt am 29./30. 6. „eingeschlossenen Ettenheimer Wehrmänner"
gewesen sein. Ende Juni, Anfang Juli wurden dann auch Lebensmittel eingesammelt
, da „die große Mehrheit der Amtsuntergebenen sich für eine Unterstützung
derselben durch freiwillige Spenden aussprach."97
91 Becker, S. 365 und 366
92 Regierungsblatt Nr. XLVI vom 20. 6. 1849, S. 368ff
93 GLA 240/2382
94 Becker, S. 374
95 GLA 236/8535
96 GLA 236/8568
97 GLA 241/4
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