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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 172
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ten zusammen und die großherzoglich badische Eisenbahn trug nicht zuletzt
zum Verlauf und dem Ausgang der Revolution entscheidend bei.

Beschäftigt man sich mit der Frage, welche sozio-ökonomischen Verhältnisse
die Bewohner des Amts Ettenheim zur Beteiligung an der Revolution veran-
laßte, kann man die badischen Verhältnisse teilweise übertragen.

Von 1815 bis 1845 war die Bevölkerung des Großherzogtums um 36 °7o auf
1 346 000 Einwohner angestiegen, von denen 1 040 216 noch auf dem Land
lebten.106 Dieser zunehmenden und teilweise verarmten bäuerlichen Bevölkerung
stand aber nur eine begrenzte Fläche von landwirtschaftlich nutzbarer
Fläche und nur wenige außeragrarische Arbeitsplätze zur Verfügung.107

Ab dem Jahr 1815 begann in Baden die planmäßige Ablösung der mittelalterlichen
Feudallasten, so daß beim Ausbruch der Revolution diese Abgaben und
Leistungen abgeschafft waren; diese Ablösung hatte aber zu einer starken
Verschuldung der Bauerngemeinden geführt und verschlimmerte die Lage in
den übervölkerten Dörfern.108 Durch wiederholte Mißernten, u.a. durch die
Kartoffelfäule, und den dadurch steigenden Lebensmittelpreisen wurde die
Not weiter verschärft; auch der Teil der Bevölkerung, der von Handel und
Handwerk lebte, hatte Probleme, die mit der langsam aufkommenden Industrialisierung
und der Massenverarmung zusammenhingen. Die meisten Leute
halfen sich angesichts des Geldmangels mit Einschränkungen beim Kauf.109

Einen Ausweg aus diesen widrigen Verhältnissen, die von Armut, Überbevölkerung
und fehlenden Verdienstmöglichkeiten geprägt waren, sahen die Badener
in der Auswanderung, was von seiten des Staats auch unterstützt wurde.

„Auch vor den Notjahren seit 1846 war in der Ettenheimer Gegend die Auswanderung
verschiedentlich sehr beträchtlich. Sie blieb es auch in der eigentlichen
Notzeit. In diesen Jahren wanderten aus Ettenheim weit über 400 Personen
ab (davon über 200 mit öffentlichen Mitteln).""0

Allein aufgrund der Auswanderung läßt sich vermuten, daß die Lebensumstände
im Amt Ettenheim ähnlich schlecht gewesen sein müssen wie im übrigen
Großherzogtum. Auch die für Baden zentralen Faktoren, der enorme Bevölkerungszuwachs
und die hohe Bevölkerungsdichte, kommen hier zum Tragen
: In Amt und Stadt Ettenheim betrug der Bevölkerungsanstieg von
1820—1845 ca. 29 W" Die Bevölkerungsdichte lag im Jahr 1839 in Baden

106 Vollmer, 48er Revolution, S. 38

107 Vollmer, Vormärz und Revolution, S. 23

108 Vollmer, 48er Revolution, S. 39

109 Vollmer, Vormärz und Revolution, S. 22

110 H. Baier, Die Ottenau als Auswanderungsgebiet, in: Offenburg und die Ortenau, Badische Heimat, Jahresheft
1935, S. 147

111 A. I. V. Heunisch, Kleine Geographie und Statistik des Großherzogthums Baden. Karlsruhe 1821, S. 83 —
Universal-Lexikon, Allgemeiner Teil Spalte 1265f

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