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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 175
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Die Wolf Netter & Jacobi-Werke

Heiner Raulff

Karl-Netter-Straße in Bühl, Netter-, Jacobi- und Wilhelm-Zangen-Straße in
Hausach, Forges de Strasbourg in Straßburg-Königshofen: Stumme Zeugen
der bewegten Geschichte einer Firma, die Stoff genug hergäbe für eine Fallstudie
über den Aufstieg eines Unternehmens seit Beginn der Industrialisierung,
über Wagemut und soziales Engagement einer Unternehmerfamilie, wenn
nicht die Linie im Dritten Reich abrupt abbrechen würde, weil es sich um eine
jüdische Firma handelte. Die Rede ist von den Wolf Netter & Jacobi-Werken,
die aus bescheidenen Anfängen in Bühl und im süddeutschen Raum zum größten
deutschen Feinblechhersteller aufstiegen, wobei die Inhaber durch alle
Generationen ein ausgeprägtes Gespür für politische und wirtschaftliche Veränderungen
bewiesen: über die Reichsgründung 1871 und die Annexion von
Elsaß und Lothringen, über den verlorenen Ersten Weltkrieg und den Verlust
der Straßburger Betriebe bis zum unfreiwilligen Ende der Firma 1938, als die
Inhaber einer drohenden Zwangsenteignung durch den Notverkauf an die
Mannesmann AG zuvorkamen.

I Von der Firmengründung 1833 bis zur Niederlassung in Straßburg 1873

Die Bühler Linie der Netter (auch Neter, Noether1) gehörte zu den alten und
angesehenen jüdischen Familien der Stadt. Ihre Stammtafel reicht bis ins 18.
Jahrhundert zurück. Über die formal rechtliche Gleichstellung der Juden hinaus
(badische Toleranzedikte 1808 und 1811, Proklamation der Menschenrechte
1848, Bundes- bzw. Reichsgesetz vom 3. Juli 1868) fanden nur wenige
jüdische Bürger aus der starken israelitischen Gemeinde (1877: 2 552 Katholiken
, 290 Juden, 188 Protestanten) in Bühl gesellschaftliche Anerkennung. Zu
ihnen gehörten die Söhne des 1828 verstorbenen Samuel Netter: Herz Netter
erhielt 1830 das Ortsbürgerrecht. Wolf Netter, der Firmengründer, wurde
1783 in Bühl geboren. Sogar während der nationalsozialistischen Herrschaft

1 Die Familienangaben weitgehend nach den Stammbäumen im Nachlaß Oscar H. Netter, Leo-Baeck-
Institute, New York. Zur englischen Linie gehört die Chemiker- und Unternehmerfamilie Melchett Mond,
zur französischen Linie die Familie Charles Netter (Encyclopedia Judaica, Bd. 12, New York 1971, S. 241 f.,
lOOlf.). Die beiden ersten Abschnitte nach: Festschrift zum 25jährigen Jubiläum der Firma Wolf Netter &
Jacobi in Straßburg i/E. 6. Februar 1873-1898. Straßburg o.J. Südwestdeutsche Industriechronik. Mannheim
21/1913. Besonderer Dank gilt Frau Erika Schappeler-Honnef, die mir ihr umfangreiches journalistisches
Material über die Bühler Geschichte zur Verfügung stellte und entscheidende Hinweise gab.

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